Nachdem nun so viele Menschen gegen Rechtsextremismus bundesweit auf die Straße gegangen sind, bleibt die Frage: Wie nachhaltig sind diese Demonstrationen? Wie lange wirkt der Protest nach? Und hat die Politik – sprich: die Ampel-Koalition in Berlin – verstanden, dass es nicht reichen wird, nun allein auf die Anti-AfD-Karte zu setzen, anstatt eine Politik zu machen, die die Bürger verstehen und akzeptieren können? Nur auf die AfD zu zeigen, macht die Partei größer als sie ist.

Die Demos für Demokratie und gegen Rechtsextremismus machen Mut. Entscheidend ist es allerdings nicht, bunte Protestplakate hochzuhalten und sich dem Irrglauben hinzugeben, damit seiner demokratischen Pflicht Genüge getan zu haben. Entscheidend ist es, am Wahltag auch tatsächlich wählen zu gehen. Die nächste Gelegenheit dazu ist die Europawahl am 9. Juni. Eine Wahl, die in den vergangenen 25 Jahren noch nicht einmal jeden zweiten Wähler mobilisieren konnte. In drei östlichen Bundesländern wird sich im September zeigen, ob die Proteste etwas bewirkt haben. Offenbar haben sie aktuell viel Eindruck gemacht und am Wochenende zumindest in Thüringen einen AfD-Landrat verhindert. Nicht ausgeschlossen ist, dass zwischen diesen Wahlen oder bald danach vorzeitig die Bundes-Ampel ausfällt und neu gewählt werden muss.

Und weil Demokratie nur funktioniert, wenn alle – oder möglichst viele mitmachen – wäre es noch nachhaltiger, sich einer demokratischen Partei anzuschließen und bereit zu sein, politische Ämter zu übernehmen. In zweieinhalb Jahren sind nämlich auch schon wieder Kommunalwahlen.

Oliver Braun
Oliver Braun Redaktion Jever