Dangast Die Dame ist drei Zentner schwer, vollkommen nackt und ganz grün: Seit vier Jahrzehnten schaut sie nun schon stehend auf einem Sockel im Watt unterhalb des Alten Kurhauses in Dangast auf den Jadebusen. Den Blick voller stoischer Gelassenheit ob des Strandtreibens hinter und neben ihr.
Vor 40 Jahren, im März 1979, erschuf der Künstler Anatol Herzfeld die Skulptur „Jade 2“. Das nahm die Akademie Dangast zum Anlass, den Düsseldorfer zu ehren und den Kunstpfad in dem Nordseebad um eine Tafel zu erweitern, die an das Wirken Anatols am Jadebusen erinnert (siehe Infobox).
Tapfer trotzte sie seitdem Wind und Wetter. Dennoch hinterließ die Natur immer wieder ihre Spuren. „Das Meer ist doch stärker“, sagte Anatol im März 1993, als er die „Jade 2“ wieder einmal reparierte. Karl-August Tapken, damaliger Wirt des Alten Kurhauses, rettete sie an das Ufer. Mehrfach musste sie beschädigt aufs Festland geholt werden. So auch 1982, als das Eis kam. Ende Juli 1989 wurde die grüne Figur schließlich wieder aufgestellt.
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Die Geschichte der Jade ist aber schon älter. Angefangen hatte alles 1975. Damals rief Anatol in Dangast die „Freie Akademie Oldenburg“ aus; gemeinsam unter anderem mit dem Bildhauer Eckardt Grenzer (er meißelte später die Phallus-Skulptur am Kurhausstrand), Fritz Wegeleben (mit ihm hatte Anatol schon bei Joseph Beuys studiert) und Butjatha (er baute später den Thron am Strand).
Mit Butjatha saß der Düsseldorfer am Strand, als ihm die Idee der „Jade“ kam. Bei Flut sollte sie – gewidmet allen Seefahrern im Fahrwasser der Jade – mit den Füßen über dem Wasser stehen. Im Kurhaus mit Blick auf den Jadebusen formte Anatol die Plastik aus Ton. Am 6. Juni 1975 sollte sie auf dem Schlossplatz in Oldenburg in Blei gegossen werden, anschließend vergoldet und danach in Dangast aufgestellt werden.
Doch das klappte nicht. Die Form hatte nach Anatols Angaben zu viel Feuchtigkeit angenommen. Also goss der Künstler Bleiplatten und lötete sie aneinander. Das Werk wurde schließlich auf einem Dalben aufgestellt. Doch bei Eisgang wurde sie 1978 zerstört, Anatol fertigte wenige Jahre später eine neue an. Er verwendete einen Eisenkern und Polyester und vergrößerte die Skulptur. Am 10. März 1979 wurde sie schließlich unter der Begleitung von Akkordeonmusik vom Alten Kurhaus zu ihrem Standort im Watt getragen.
Herzfeld wurde 1931 im ostpreußischen Insterburg geboren und wuchs in einer bibelfesten Pflegefamilie auf. Ihm sei die Bibel „so wichtig wie sein Amboss“ in seinem Atelier, und sie liege immer griffbereit, betont der Künstler, der mit bürgerlichem Vornamen Karl-Heinz heißt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam er mit der Familie ins Rheinland, wo er zunächst eine Ausbildung zum Kunstschmied absolvierte. Später trat er in den Polizeidienst ein und verbrachte viele Jahre als Polizist mit einem Puppenspiel-Programm unter anderem zur Verkehrserziehung in den Schulen. Nebenbei studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seinen späteren Lehrer Joseph Beuys traf Anatol Herzfeld zum ersten Mal nachts um drei Uhr zusammen mit seinen Künstlerfreunden Norbert Tadeusz und Blinky Palermo.