Jeringhave /Büppel /Varel Eine „nahe bei Varel, unmittelbar an der Chaussee belegene Ziegelei“ offerierte der Auktionator Rahmann den Interessenten. Am 9. August 1876 erschien die entsprechende Anzeige im Gemeinnützigen. Es war die Ziegelei Gramberg an der Ecke Tweehörnweg/Oldenburger Straße gelegen.
Rahmann rühmte die Lage („vom Vareler Bahnhofe liegt die Ziegelei ca. 20 Minuten entfernt“) und die Lehmvorkommen (zwei Hektar und 80 Morgen Lehmland zum Abgraben). Die Ziegelei wurde 1853 von Johann Friedrich Gramberg gegründet, eine Handstrichziegelei wie so viele in jenen Jahren. Handstrichziegelei bedeutet, dass die Ziegel per Hand für den Brand vorbereitet werden mussten. Noch bis 1885 wurden am Tweehörn Chausee-Ziegel gebrannt, das Unternehmen hatte der Ziegeleibesitzer Johann Schwarting aus Borgstede von den Gramberg-Erben erworben.
Eine weitere Ziegelei in Varel bestand am Moorhausener Weg, wahrscheinlich um 1867 nach dem Bau der Eisenbahnlinie in der Nähe des heutigen Bahnübergangs Moorhausener Weg entstanden. Reelf Didden-Ilksen ließ den Lehm zwischen Hafenstraße, Koppenstraße und dem heutigen Ostpreußen-Viertel abbauen. 1910 starb der Fabrikant.
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Büppel
„Der im letzten Frühjahr von Herrn Brumund aus Obenstrohe angelegte Ringofen neuester Construction soll sich so ausgezeichnet bewähren, daß andere Ziegeleibesitzer ihre ungahren Steine dahin bringen“, meldete der Gemeinnützige 1869. Gerhard Brumund hatte 1868 den ersten Ringofen in Varel errichten lassen. 1858 hatte ihn der Konstrukteur Hoffmann erfunden.
Das Prinzip: In einem endlosen Brennkanal macht ein Torffeuer seine Runde. Der Ofen konnte dauernd betrieben werden, ein enormer Vorteil gegenüber den zuvor genutzten „altdeutschen Brandöfen“. Gerhard Brumunds Vater Johann hatte 1818 eine Ziegelei in Büppel erworben (1812 gegründet von H.D. Neumeyer), die der Sohn erweiterte und ausbaute.
1882 gründete Brumund eine Torfstreufabrik, die den Torf in Jethausermoor und Neudorf abbaut. Die Schule in Büppel ist 1885 mit in Büppel gebrannten Steinen erbaut worden (übrigens auch die Alte Post in Varel, 1895). Nach einem verheerenden Brand 1893 entschloss sich Brumund, eine Ziegelei am Hafen zu errichten, die 1896 ihren Betrieb aufnahm, und deren Trockenschuppen teilweise noch stehen.
Daneben bestand von 1846 bis 1859 eine Handstrichziegelei (Gramberg/Kumm später Koopmann) auf einem Gelände gegenüber der Büppeler Schule. Brumund beschäftigte Wanderarbeiter aus dem Lipper Land, die für die Brennsaison im Frühjahr kamen und wegen ihres Fleißes (und Leidensfähigkeit – die Arbeitstage dauerten sehr lang) bei den Ziegeleibesitzern beliebt waren.
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Die Brumundsche Ziegelei am Vareler Hafen bestand von 1895 bis 1964. Übrigens waren es keine Bockhorner Klinker, es wurde Marschenlehm verwendet, der mit Sand abgemagert wurde. Der Sand wurde am Grashof gewonnen und, wie sich Helmut Herde erinnert, mit einer Schmalspurbahn zur Ziegelei gebracht. Die Entnahmestelle wurde später mit Hausmüll verfüllt. Kurios: Die Schmalspurbahn hatte, wie Helmut Herde sich erinnert, eine Spurweite von 60 Zentimetern, die Verbindung zwischen Trockenschuppen und Brennofen (ein Ringofen wie bei Kuper) hatte eine Spurweite von 50 Zentimetern.
Eine weitere Ziegelei am Hafen ist als Kupersche Ziegelei bekannt. Sie war 1854 von Carl Theodor Eyting und Anton Springer gegründet worden. Ab 1876 gehörte sie Wilhelm Wilms, 1901 übernahm sie Hans Thomas Kuper (1854 – 1943). Bis 1958 wurde produziert, dann übernahm sie für einige Jahre Eiko Reins (Ziegeleibesitzer aus Jemgum). Auch Kuper ziegelte die Grodenweiden ab und nutzte zur Abmagerung Sand aus dem Grashof. Das Ziegelmeisterhaus steht noch und wird als Wohnhaus genutzt.
In Wapelersiel bestand die Ziegelei Ehlers (wahrscheinlich schon vor 1870) direkt an der Jade. Auch sie nutzte Kleierde zur Ziegelherstellung. Eine kuriose Begebenheit schildert der Gemeinnützige (16. September 1890): Am Sonntag abend wurde ein kostbarer Hund des Ziegeleibesitzers Ehlers in der Nähe der Ziegelei von einem Zuge überfahren und gleich getödtet. Der Hund bewachte des Nachts die Steine auf der Ziegelei.“
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Jehringhave
Weitere Ziegeleien gab es in Jeringhave, wo übrigens 1799 die erste Ziegelei auf Vareler Gebiet errichtet wurde (Kaper), und in Seghorn. Die größte Ziegelei war die von Louis de Cousser an der ehemaligen B 69 (Wilhelmshavener Straße), westlich am Ortseingang gelegen. Sie bestand bis Anfang der 60er Jahre. 1972 wurde der Schornstein gesprengt.