Neuenburg „Es geht hier nicht um dich, Scrooge, sondern um die Welt, wie sie heute ist – durch dich.“ Das ist einer der Schlüsselsätze im Stück „Der Weihnachtshasser“, das das Bader-Ehnert-Kommando am Sonntagabend im Vereenshuus präsentierte. Und tatsächlich geht es in der Weihnachtsgeschichte, frei nach Charles Dickens, nicht in erster Linie um das England im 19. Jahrhundert mit Schneegestöber und dem kranken Timmi. Es geht um die vielen kranken Timmis dieser Welt im Hier und Jetzt. „Ferrero und Nestle drücken den Einkaufspreis für Rohkakao so tief, dass die Kakao-Bauern gezwungen sind, Kindersklaven zu beschäftigen. Da kriegt das Wort Kinder-Schokolade gleich eine ganz andere Bedeutung“, sagte Michael Ehnert. Und: „Von den großen Fragen des Lebens ist heutzutage nur noch eine übrig: Ebay oder Amazon?“
Michael Ehnert spielt in dem Stück den Erzähler, den verstorbenen Geschäftspartner von Scrooge, Marley, und die drei Geister. Außerdem spielt er die verflossene Freundin von Scrooge, seinen Verwandten und die Horde kleiner Weihnachtszwerge, die vor Scrooges Villa herumlungern. Mit seiner Zungenfertigkeit und der Fähigkeit, von einem Moment auf den anderen in eine völlig neue Rolle zu schlüpfen, begeisterte Ehnert das Publikum. Doch das Stück lebt davon, dass er nicht nur von einer Rolle in die andere springt, sondern eben auch aus der Rolle fällt und von den Folgen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes spricht, von der Erdölförderung im Sudan und von Angela Merkel.
Mit seiner Wut und Inbrunst füllt Kristian Bader indes die Rolle des Scrooge bemerkenswert gut aus.
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Richtig gute Arbeit gemacht hat am Sonntag außerdem Ewald Meine, der in der Technik bei dem rasanten Stück ständig von einem Ton- und Lichteffekt zum nächsten wechseln musste – und das anhand eines Rollenbuches mit festen Stichwörtern. „Das ist gar nicht so leicht, weil die beiden ständig improvisieren“, verriet er in der Pause.