Dangast „Liebling, ist das nicht zauberhaft hier? Es wäre doch zu schön, wenn wir so etwas auch bei uns hätten.“ Ob Sara Gerdes diese Worte jemals gesprochen hat, ob sie überhaupt so einen Wunsch gegenüber ihrem künftigen Ehemann geäußert hatte, ist nicht überliefert. Sicher ist, dass Sara Gerdes und der Mann, mit dem sie in wilder Ehe zusammenlebte, häufig Freunde in England besuchten und Bewunderer der dortigen Seebäder waren. Für Gästeführer und Dangast-Kenner Karl-Heinz Martinß ist Sara Gerdes „die Mutter der Seebadeanstalt am Jadebusen“. Sie lebte vor 200 Jahren.
Seebäder sowohl in England als auch in Deutschland hatten damals nichts gemein mit den touristisch erschlossenen heutigen Erholungsorten. Sie waren Rückzugsräume zur Zerstreuung und Entspannung für die adlige Elite. Zu dieser Elite sollte Sara Margarete (1776 – 1856) auch bald gehören. Sie war mit dem letzten Vareler Grafen Wilhelm Gustav Friedrich Bentinck (1762 – 1835) liiert.
„Köselmakersdeern“ wurde sie verächtlich genannt. Die Leute aus Varel spielten damit auch auf ihre Abstammung von einem Knopfhersteller aus Steinhausen an. Aber Sara Gerdes war eine attraktive Frau, die sogar in zerschlissenen Kleidern eine gute Figur machte und keckes Selbstbewusstsein an den Tag legte, so Martinß. Das blieb auch dem Vareler Grafen nicht verborgen, der sie als Dienstmagd des Kaufmanns Kuhlmann beim Fensterputzen sah.
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Im „Gemeinnützigen“ des Jahres 1905 heißt es rückblickend: „Der Graf fand Wohlgefallen an dem Mädchen und beschloss, es sich zu Eigen zu machen.“ Zunächst als so genannte Linnenmagd. Sie gewann bald an Einfluss und gebar dem Grafen drei Söhne. Die Geburt des ersten nahm von Bentinck zum Anlass, sich in der Dangaster Gaststätte Kaperei mit vier Grundbesitzern zu treffen, um ihnen Land abzukaufen: Die Gräfin benötige ein Badehaus, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen.
So entstanden das Konversationshaus (heute Kurhaus), das Warmbadehaus (heute Klause) sowie das Logierhaus und ein weiteres Gebäude dazwischen, das es nicht mehr gibt. Dort feierte die Grafenfamilie rauschende Feste mit Beamten, Offizieren und ihren Freunden aus der Oberschicht. Dorthin zog sie sich zurück und erholte sich, sagt Karl-Heinz Martinß.
Sara Gerdes war längst als Gräfin akzeptiert, als das Paar am 8. September 1816 in der Accumer Kirche heiratete. Das drückte der Vareler Pastor Bernhard Carl Hansing gegenüber dem Grafen so aus: „Demzufolge haben Ihro Durchlaucht mit Madame Sara Gerdes unverrückt eine Herzenseinheit unterhalten wie sie allen Ehegatten wohl zu wünschen wäre.“
Vor der Hochzeit hatten die Beteiligten einen Ehevertrag aufgesetzt, durch den die Gräfin über den Tod ihres Mannes hinaus gut versorgt war. Wie alle Mitglieder der Grafenfamilie wurde auch Sara im Keller des Vareler Kirchenchors (Ostseite) beigesetzt.