Varel Ihr Lachen steckt an. Ebenso ihre Fröhlichkeit. Beides gibt Renate Luikenga aus Varel auch gerne an andere weiter. In diesem Jahr stellte die 64-Jährige gleich zwei Großveranstaltungen auf die Beine. Für den guten Zweck. „Einfach so, um anderen eine Freude zu machen.“ Das sagt sie so, als sei es ihr fast ein bisschen unangenehm, obwohl man den Stolz in ihrer Stimme schon bemerkt. „Die Idee kam ihr von jetzt auf gleich“, verrät Ehemann Georg Luikenga.
Die bescheidene Frau stellt sich ungern mit ihrer Leistung in den Mittelpunkt. „Wichtig ist nur, dass sich die Sponsoren wiederfinden“, sagt sie. Vor Weihnachten lud sie 60 Mitarbeiter der Vareler Tafel zu einem Dankeschön-Essen ins Tivoli ein. „Weil sie sonst eigentlich nie etwas bekommen“, sagt Renate Luikenga. Auf ihrem Hof veranstaltete sie zudem einen weihnachtlichen Hüttenzauber. Der Erlös in Höhe von 1850 Euro ging an das neue Vareler Hospiz. Für ihr Engagement wurde Renate Luikenga für die Aktion „Mensch des Jahres“ von NWZ und OLB vorgeschlagen.
Vor vier Jahren hatte die Varelerin allerdings fast ihre Lebenslust verloren. Ihr Sohn Max kam bei einem Autounfall ums Leben. Damals hatte sie viel Unterstützung erhalten. „Nun wollte ich etwas zurückgeben“, sagt sie über ihrer Motivation, so etwas auf die Beine zu stellen. Dabei bekam sie viel Hilfe von den Freunden von Max, Nachbarn und Vereinen, in denen ihr Sohn Mitglied war, in erster Linie die Auto-Clique „Die miesen Friesen“. „An sie geht ein großes Lob. Die jungen Leute sind immer da, vor allem am Jahrestag von Max’ Tod“, bedankt sich Renate Luikenga: „Sie sind jetzt sozusagen unsere große Familie.“
40 geschmückte und beleuchtete Tannenbäume verzauberten den Hof in einen Weihnachtswald mit Holzhütte und Zelt, den mehrere Hundert Gäste besuchten. Herbert Wilken-Johannes aus Obenstrohe stellte sich als Weihnachtsmann ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache. Er beschenkte die Jüngsten mit süßen Tüten und las plattdeutsche Geschichten von Janosch und Hans Baumann vor. Für weihnachtliche Klänge sorgte das Musik- und Majoretten-Corps Friso. Großen Andrang gab es bei der Tombola mit fast 300 gespendeten Preisen.
„Ohne die Helfer und Sponsoren hätten wir es nicht schaffen können“, sagt Renate Luikenga. Sie selbst produzierte in großen Kochtöpfen literweise alkoholfreien Punsch. Zudem sorgten die Nachbarn mit selbst gebackenen Keksen sowie selbst gebrannten Mandeln für weihnachtlichen Genuss. Auch gespendete Bratwurst, Waffeln und Berliner wurden angeboten. Was übrig blieb, brachte Luikenga zu den GPS-Werkstätten in Jeringhave: „Wir wollten es für uns nicht haben. Und die Mitarbeiter dort haben sich sehr gefreut.“
Ihr Organisationstalent stellte Renate Luikenga auch bei der Ausrichtung des Dankeschön-Essens für die Mitarbeiter der Vareler Tafel unter Beweis. Wochenlang saß sie in der Vorbereitung am Telefon und bat bei Firmen und Unternehmen um Unterstützung.
Sogar bis nach Hamburg und Schleswig-Holstein nutzte die ehemalige Promoterin ihrer Kontakte, besorgte aber auch bei Lebensmittelunternehmen und Bäckereien aus der Region Fleisch, Fisch, Salate, Brot und andere Leckereien, die sie mit Hilfe des Tivoli-Wirtes Fred Lienemann auftischte.
„Das hat es noch nie gegeben“, betont Anita Osterloh, Mitinitiatoren der Vareler Tafel begeistert: „Es hat allen unheimlich gefallen, vielen Dank.“ Und beim Blick in die fröhlichen Gesichter strahlten auch die Augen von Renate Luikenga: „Für mich ist es am allerschönsten, dass sie sich gefreut haben“, freut sich auch Renate Luikenga.
Das nächste Projekte steht für sie schon an: ein Klassentreffen ihrer ehemaligen Schule in Hatten. Die Einladungen sind fertig. Gibt es auch 2019 einen Hüttenzauber? „Mal sehen“, sagt Renate Luikenga. „Dann benötigen wir aber mehr Hütten.“ Das klingt danach, als hätte sie schon wieder etwas in petto.