Für Neustadtgödens’ Ausrufer Hinrich Janßen hätte es ein Heimspiel werden können – wenn er sich denn am Sonntag bei der 2. Deutschen Ausrufermeisterschaft dem Wettbewerb gestellt hätte. Doch der Präsident der Deutschen Ausrufergilde und Gastgeber trat der Fairness halber außer Konkurrenz an. Gemeinsam mit seinem Escort Jürgen Hunger gab er den Conferencier und präsentierte vor jedem Beitrag der zehn Ausrufer im Wettbewerb einen Musterausruf, wie es sich anhören könnte. Als Teilnehmer an internationalen Meisterschaften unter anderem in England bedauerte er doch, dass er sich in seiner Heimat zurückhalten muss.
Wahrscheinlich wäre die Meisterschaft etwas anders ausgegangen, wenn auch Nico Evers (ovales Bild) angetreten wäre: Der 18-Jährige, zweiter Ausrufer Jevers und Lehrling von Charly Sanders, ließ diesmal seinem „Meister“ den Vortritt – und verhalf ihm mit Sicherheit zum Titel. Denn der charmante Junge hat das Ausrufen im Blut, er peitschte die Stimmung an, wenn er Heiko „Charly“ Sanders in Boxkampf-Manier auf die Bühne rief und sorgte mit seinen frechen Beiträgen für herzhaftes Gelächter.
Dass die Deutsche Ausrufermeisterschaft eine durchaus auch in anderen Kommunen begehrte Veranstaltung ist, zeigte die Teilnahme einer Abordnung aus dem Markt- und Klosterflecken Ebstorf in der Lüneburger Heide: Ausrufer Werner Wülffcken hatte nicht nur Mitglieder der Schützengilde dabei, die die Meisterschaft mit Salutschüssen begleiteten. Auch Bürgermeister Uwe Beenken in Schwalbenschwanz, Zylinder und prächtiger Amtskette war mitgereist. Er lud die Deutsche Ausrufergilde zur 120-Jahr-Feier des Fleckens 2017 ein. Am liebsten hätte er die 3. Deutsche Ausrufer-Meisterschaft in seinem Ort – die gibt Neustadtgödens aber nicht her.
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Keinen einfachen Job hatte die Jury, die die Ausrufer zu bewerten hatte. Vor der Meisterschaft galt es, mehrere Seiten Wettbewerbsregularien durchzuarbeiten und zu verinnerlichen – auf dass bei der Bewertung der Beiträge alle Kriterien beachtet wurden. Zu achten galt es dabei auf Ausdrucksweise und Inhalt, auf Stimme und Körpersprache, auf Unterhaltsamkeit und auf formelle Richtigkeit des Ausrufs: Jeder Ausruf hatte mindestens 100 und maximal 125 Wörter zu enthalten. In die Jury berufen hatte die Gilde Regine Kölpin, Schriftstellerin aus Neustadtgödens, den neuen Intendanten der Landesbühne Niedersachsen Nord, Olaf Strieb, Melanie Hanz, Redaktionsleiterin des NWZ -Jeverland-Boten, und Gildemitglied Franz Schabenberger. Die vier nahmen ihre Aufgabe ernst – Spaß hatten sie dabei ebenfalls.
Bestechungsversuche der Jury gab es übrigens ebenfalls: Von dem einen Escort gab es Süßes, vom anderen eine Runde Schnaps. Geholfen hat es allerdings – gar nichts.
Dass Ausrufer nicht nur eine laute Stimme haben, bewiesen Ralf Schymon aus Minden und Heinz Peschak aus Leipzig: Schymon unterhielt in einer Wettbewerbspause das Publikum mit schottischen Weisen auf dem Dudelsack. Und Peschak spielte auf der Mundharmonika Seemannslieder. Peschak wurde Vize-Meister, Schymon errang den 3. Platz.
Als echte Stimmungskanonen erwiesen sich erneut auch die Neustadtgödenser Sänger vom Schwarzen Brack: Mit ihren munteren Seemanns-Liedern brachten sie Ausrufer, Escorts und Publikum zum Schunkeln und Tanzen.
NWZ TV zeigt einen Beitrag unter www.nwz.tv/friesland