Minsener Oog - „Das war dieses Mal ein gehöriges Stück Arbeit“, sagte Iris Bornhold (Berne), 1. Vorsitzende der Soltwaters, im Gespräch mit der NWZ: Die Müllsammelaktion der Wattsegler auf Minsener Oog forderte die rund 60 Aktivisten auch körperlich enorm. „Wir hätten noch mehr gefunden, aber die Zeit reichte dazu nicht aus“, so Bornhold weiter. Rund 12 Kubikmeter Meeresmüll wurden an den Flutsäumen und Buhnen des Strombauwerks eingesammelt. Der Müll wird in den nächsten Tagen dort abgeholt und ans Festland gebracht.

Strahlender Sonnenschein begleitete die Frauen, Männer und Jugendlichen auf ihrer Ausfahrt von Horumersiel. 17 Segelboote trafen sich vor dem unbewohnten Eiland. Am Rand der Insel ließen sich die Boote trockenfallen bzw. ankerten in Sichtweite des Strandes. Zum vierten Mal hatte Soltwaters unter Leitung von Gerd Scheffler (Bad Zwischenahn) zu einer solchen Aktion aufgerufen.

Das erstaunlichste in diesem Jahr: Rund ein Kubikmeter des Mülls ließ sich eindeutig der Havarie des Frachters „MSC Zoe“ zuordnen. Der Containerriese hatte am 2. Januar 2019 vor den westfriesischen Inseln in schwerer See mindestens 345 Container verloren. Bislang wurde nur ein Teil der verlorenen Ladung geborgen. „Wir fanden Autoteile, Plastikblumen und weitere Fracht, die sich eindeutig der Zoe-Ladung zuordnen lassen“, berichtete Iris Bornhold. Für die Aktion standen nur drei Stunden während des Niedrigwassers zur Verfügung.

Die 60 freiwilligen Helferinnen und Helfer der Soltwaters mussten in diesem Jahr der Müll zu einer zentralen Sammelstelle karren, wo die Big-Packs von der Carolinensieler Reederei Warrings kostenlos abgeholt werden. „Es hat viel Kraft gekostet, die Bollerwagen durch den Sand zu schieben“, so die Soltwaters-Chefin. Ihr Verein organisiert in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und dem Mellumrat seit einigen Jahren die Strandreinigung. Bereits 2016 und 2018 gab es gemeinsame Müllsammelaktionen auf der unbewohnten Insel. Minsener Oog gehört in weiten Teilen zur streng geschützten Ruhezone des Nationalparks.

Für die Nationalparkverwaltung und den Mellumrat, der die Insel betreut, stellt die gemeinsame Initiative mit Soltwaters eine gelungene Zusammenarbeit zum Schutz der Natur im Weltnaturerbe Wattenmeer dar. „Minsener Oog ist ein bedeutendes Rast- und Nahrungsgebiet für eine Vielzahl an Watvögeln sowie Brutbereich gefährdeter Küstenvogelarten wie beispielsweise der Zwergseeschwalbe“ erläutert Dr. Dietrich Frank vom Mellumrat. „Meeresmüll birgt eine ernstzunehmende, oft tödliche Gefahr: Vögel und Meeresbewohner wie Wale und Robben verfangen und strangulieren sich an Netzen oder nehmen Müllteile als vermeintliche Nahrung auf“, ergänzt Dr. Gregor Scheiffarth von der Nationalparkverwaltung.


Gemeinschaftlich organisierte Müllsammelaktionen sollen konkret solchen fatalen Folgen vorbeugen sowie die Öffentlichkeit für diese weitreichende Problematik sensibilisieren und damit zur Plastikvermeidung anregen. Verbraucher sollten zum Beispiel auf Einwegverpackungen verzichten und beim Getränkekauf auf Mehrwegsysteme setzen.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf und Ergebnis der Aktion. Die Segler haben durch ihren tatkräftigen Einsatz gezeigt, dass ihnen die Natur am Herzen liegt“, resümiert Gerd Scheffler, aktives Soltwaters-Mitglied und Initiator des Freiwilligen-Einsatzes.