Varel - Der Beruf des Reporters wird immer gefährlicher. Ein sonniger Nachmittag, ein toller Fototermin, ein richtig gelungener Himmelfahrtstag. Bis ich bemerkte, dass ich auf der falschen Seite des Zauns stand. Die Rede ist von dem Zaun, der den Beckenrand von der Liegewiese trennt. Ich stand am Beckenrand. Da steht man als Fotograf, wenn man Bilder vom besten Badetag des Jahres machen will: dem ersten Badetag des Jahres, dem Anbaden im Freibad am Bäker in Varel.

Am Donnerstag haben sich viele DLRG-Mitglieder, Bürgermeister Gerd-Christian Wagner und alle, die einfach gerne Baden gehen, dort eingefunden, um endlich wieder reinzuspringen ins kühle Nass, um das Gefühl von Sommer zu bekommen, um das Wasser zu riechen und auf einem Handtuch auf der Wiese zu liegen. Am Himmelfahrtstag haben die Mitglieder der DLRG und des Fördervereins des Freibads die Badesaison offiziell eröffnet. Und alle waren in Badesachen gekommen – auch der Bürgermeister. Nur ich nicht.

Einige Minuten, bevor alle Schwimmer graziös vom Beckenrand ins Wasser springen sollten, wurde ich von so gut wie jedem gewarnt, der in meiner Nähe war: Wer im Bereich des Beckens ist, landet auch schnell im Wasser. Das war nur ein Spaß, dachte ich, denn Spaß hatten die Schwimmer sichtlich jede Menge. Nach der Ansprache von Kai Langer (DLRG), Volker Wildeboer (Förderverein) und Bürgermeister Wagner stürzten sich alle vom Beckenrand oder vom Turm ins Wasser. Im Wasser gehört ein bisschen toben dazu, ab und zu wird am Beckenrand auch mal jemand Opfer des Übermutes am ersten Badetag und wird einfach reingeschubst. Nur um Haaresbreite konnte ich verhindern, dass das auch mir passierte, und zwar mit dem Argument, dass ich keine Wechselsachen mit hatte. Hatte ich auch wirklich nicht. Und wie soll man in der Redaktion sitzen und einen Text schreiben, wenn man komplett durchnässt ist? Ich bin sehr dankbar, dass die Meute junger Rettungsschwimmer, die mich schon der Kamera entledigt und zum Beckenrand gezerrt hatte, entweder ausreichend Mitleid oder zu wenig Mut hatte, mich tatsächlich reinzuschmeißen. Und falls ich nächstes Jahr auch beim Anbaden am Beckenrand stehe, habe ich einen Badeanzug an oder Wechselsachen im Auto.

Sandra Binkenstein
Sandra Binkenstein Thementeam Soziales