Schortens - Lina, Käthe, Adolf, Arthur, Helene – das sind die Namen der fünf Solmitz-Kinder. Die Familie lebte bis 1934 in Heidmühle – dann wurde sie vertrieben. Die Kinder waren damals zwischen 14 und 29 Jahre alt.
Wie war es für sie, als jüdische Jugendliche in Schortens aufzuwachsen? Wie haben sie Diskriminierung und Antisemitismus erlebt? Was können wir Schortenser für die heutige Zeit daraus lernen? Diese Fragen stellt sich das Jugendparlament Friesland bei einer Erinnerungs- und Gedenkveranstaltung am Samstag, 27. Januar, ab 19 Uhr im Bürgerhaus Schortens.
Organisiert haben die „interaktive Veranstaltung“ Jannes Wiesner (16) und der Schortenser Yulian Ide (30) mit dem Jugendparlament. Die Idee dazu hatte Yulian Ide, als er im Rahmen seiner Masterarbeit auf das Schicksal der Familie Solmitz aufmerksam wurde: „Ich bin keine 200 Meter vom Haus der Familie aufgewachsen. Ich war tief gerührt, als ich erfahren habe, dass Vater und Mutter Solmitz in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet wurden.“ Dieses Schicksal gehe alle Schortenser etwas an, fand er, und suchte den Kontakt zum Gröschler-Haus in Jever und zum Jugendparlament Friesland.
Zur Zeit des Nationalsozialismus’ lebten in Schortens nur wenige Juden. Bekannt sind bisher allein Max und Paula Solmitz, die ab 1926 an der Jeverschen Straße 16 eine Viehhandlung mit Schlachterei betrieben. Die Familie hatte zunächst in Jever gelebt. 1934 verpachtete Max Solmitz den betrieb an seinen nichtjüdischen Angestellten. Sein Weg und der seiner Frau führte über Cloppenburg, Oldenburg und Herne ins KZ Theresienstadt, wo Max am 20. März 1943. Paula Solmitz wurde am 15. Mai 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und wohl noch am gleichen Tag ermordet.
Die fünf Kinder hatten abenteuerliche Schicksale – die beiden Töchter Lina und Käthe überlebten den Zweiten Weltkrieg nicht.
Der Arbeitskreis Gröschler-Haus – Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte hat die Geschichte der Familie Solmitz dokumentiert.