Altjührden Im Grunde ist der Betrieb, dem Friedhelm Sander als Geschäftsführer vorsteht wie ein Lieferservice: Der Kunde sagt, was er haben will, die Mitarbeiter bereiten es zu und schließlich wird alles auf orange Lastwagen verladen und den hungrigen Bestellern zu Hause serviert. Nur hat dieser Betrieb etwas andere Ausmaße als die durchschnittliche Pizzabude. Und das Essen ist letztendlich nicht für Menschen, sondern für Kühe. Für die wird auch nichts in den Backofen geschoben – auf der Karte steht nur kalte Küche.
Friedhelm Sander ist Geschäftsführer des Agrarhandels Weser-Ems (AWE) in Altjührden. Hier, im „letzten Mischfutterwerk vor der Küste“, wie er sagt, wird tonnenweise Futter für Tiere in der ganzen Region produziert – hauptsächlich für Kühe. Denn in der Region gibt es nun einmal hauptsächlich Milchviehbetriebe.
Das Mischfutterwerk ist mit einer Höhe von etwa 36 Metern kaum zu übersehen. Von oben hat man nicht nur eine gute Aussicht, sondern auch einen guten Blick auf die direkt daneben stehenden, riesigen vier Getreidesilos, von denen zwei neu sind. Fassungsvermögen: jeweils 1600 Tonnen. Daraus wird hier jede Menge Tierfutter gemacht.
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Aber wie funktioniert das eigentlich? Zuerst wird die Rohware mit dem Lastwagen angeliefert. Von jeder Lieferung werden Proben entnommen, um sicher zu stellen, dass die Ware auch einwandfrei ist. Von den Silos kommt die Rohware dann in die so genannte Hammermühle. Darin rotieren mehrere Stahlhammer, die das Korn zerkleinern. Das macht jede Menge Lärm. Wer sich hier länger aufhalten will, braucht einen Gehörschutz.
Das zerkleinerte Korn wird dann in einem großen Vier-Tonnen-Mischer mit anderen Zutaten vermischt. Je nach Wunsch kommt es dann direkt auf den Laster oder wird vorher noch zu Pellets gepresst. Weil unter dem hohen Druck in der Pelletpresse Hitze entsteht, muss das Futter danach gekühlt werden, bevor es ausgeliefert wird.
Die Arbeit in der Industriemühle hat mit der des Müllers von früher heute nicht mehr viel gemein. Statt Säcke zu schleppen sitzt der Müller heute an einem Arbeitsplatz mit sieben Monitoren und bedient die gesamte Anlage vom Computer aus.
Wen es interessiert, wie das Endprodukt schmeckt, kann übrigens bedenkenlos zugreifen. Menschen können das Futter vertragen – ob es ihnen auch schmeckt, ist allerdings eine andere Frage.
Das Besondere beim Betrieb in Altjührden: Geliefert wird nicht nur à la carte, sondern auch nach Wunsch. „Wir haben acht Berater, die die Betriebe besuchen und sich anschauen, was die Tiere brauchen“, erklärt Friedhelm Sander. Dafür nehmen sie beispielsweise die Silage unter die Lupe. Anhand der gesammelten Daten könne man dann die nächste Futtermischung abstimmen. „Da spielt Vertrauen eine ganz große Rolle“, sagt Friedhelm Sander. Viele Mitarbeiter betreuten daher schon seit Jahren die gleichen Kunden – und sind in vielen Angelegenheiten erste Ansprechpartner.
Wie sich die Hitze in diesem Sommer auf den Betrieb in Altjührden auswirkt, wird sich noch zeigen. „Wir setzen überwiegend auf Getreide aus der Region, aber wir kaufen auch auf dem Weltmarkt ein“, erklärt Friedhelm Sander. Das zugekaufte Getreide kommt am Hafen in Brake an und wird dann nach Altjührden geliefert.
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