Friesland Geschätzt 250 Trecker aus Friesland sind an diesem Dienstag auf dem Weg nach Oldenburg: Sie treffen sich in Neuenwege im Südkreis, um dann in Kolonne weiterzufahren.
„Für die Milchviehhalter aus dem Wangerland bedeutet das, dass sie um 3 Uhr aufstehen müssen, mitzukommen – vor der Abfahrt muss ja die gesamte Arbeit erledigt sein“, weiß Kreislandwirt Hartmut Seetzen. Auch er macht sich auf den Weg nach Oldenburg, „aber nicht als Kreislandwirt, sondern als Bauer Hartmut – der Protest läuft explizit verbandsunabhängig“, betont er.
Dass so viele Friesländer Landwirte sich beteiligen, zeigt, wie hoch der Leidensdruck mittlerweile ist. „Wir müssen um unsere Existenzen Angst haben“, sagt Seetzen: „Das Maß des Erträglichen ist längst erreicht.“
Frieslands Landwirte gehen keineswegs gegen die Düngemittelverordnung auf die Straße, wie das Statement von Umweltminister Olaf Lies vom Montag impliziert. „Mit der Düngemittelverordnung können wir gerade noch leben“, sagt Seetzen. Und Friesland gehört auch keineswegs zu den „roten Gebieten“ mit zu hohen Nitratwerten im Grundwasser.
„Uns hier treibt etwas ganz anderes um“, sagt Seetzen und erklärt: Die Milchpreiskrise ist noch längst nicht verdaut, da hat das extrem trockene Jahr 2018, das zu Futtermittelknappheit geführt hat, die Landwirte stark gebeutelt. „Und auch in diesem Jahr werden wir Futter zukaufen müssen. Die Grünfutterernte reicht längst nicht aus, um die im vergangenen Jahr entstandenen Lücken aufzufüllen.“ Hinzu kommt die Mäuseplage: Die Mäuse haben sich in diesem Jahr extrem stark vermehrt und so manches Grünland von unten kahlgefressen.
Das Grünland-Umbruchverbot, das 2018 eingeführt wurde, die neuen, im Insektenschutzprogramm geplanten Abstandsregelungen zu Ackerrändern: „Uns gehen 15 Prozent unserer Flächen verloren“, klagt Seetzen: „Das ist kalte Enteignung.“ In den 5000 Hektar großen Vogelschutzgebieten Frieslands kommt es noch zu strengeren Auflagen. Doch Nachhaltigkeit für den Insektenschutz können die Landwirte nicht erkennen.
„Und auf all das obendrauf kommt der massive politische Druck“, sagt Seetzen. Und deshalb rollen an diesem Dienstag die Trecker.