Jührdenerfeld Irgendwann war es Pedro einfach zu langweilig geworden. Nach drei Jahren alleine in seinem Stall in Bredehorn riss er kurzerhand aus. Von der Polizei aufgegriffen, landete er schließlich auf dem Eichenhof in Jührdenerfeld. Und dort fand er sofort einen neuen Freund – das Shetlandpony Artchy. „Es ist fast wie bei den Bremer Stadtmusikanten“, sagt Mirjam Beilharz, die den Hof betreibt.
Vor 20 Jahren gekauft
Aber der Reihe nach. Vor 20 Jahren hatten die Vorbesitzer Pedro auf dem Zeteler Markt gekauft. Seitdem lebte er bei ihnen in Bredehorn und wurde stets gut versorgt. Vor einigen Jahren zogen die erwachsenen Kinder aus, und jetzt wurde es dem Esel zu einsam. Er büxte aus. „Nachts um vier Uhr standen plötzlich Polizisten vor meinem Fenster und fragten mich, ob ich einen Esel vermisse“, berichtet Mirjam Beilharz. Auch wenn es nicht ihr Tier war: Sie fuhr mit einem Pferdeanhänger los und holte den Ausreißer an der Hauptstraße nach Moorwinkelsdamm ab.
Sechs Beamte, die Besatzung von drei Streifenwagen, hielten Pedro fest, der dann aber bereitwillig mitging. „Ich habe ihn bei uns in den Stall gestellt, eigentlich nur für eine Nacht“, sagt sie. Daraus sollte aber mehr werden, denn am nächsten Tag machte Pedro die Bekanntschaft von Artchy.
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Das Pony wartet ebenfalls seit drei Jahren auf einen neuen Freund. „Damals ist unser Esel Willi gestorben. Sie waren ein Herz und eine Seele“, erinnert sich Mirjam Beilharz. Dieser Platz ist nun gefüllt.
Gemeinsam stehen die beiden Tiere in ihrem Unterstand auf der Weide. Wenn man Pedro ruft, kommt er sofort angetrabt und drückt einem seine weiche Schnauze ins Gesicht. Dann dauert es nicht lange, und auch Artchy kommt treu angetrottet. „Beide mögen sich sehr und knabbern sich sogar“, sagt Mirjam Beilharz. Das gegenseitige Rückenschubbern ist eine Geste der Zuneigung, ein freundlich gemeintes Sozialverhalten. „Durch seine lange Freundschaft mit Willi ist das Pony selbst ein halber Esel.“
Nichtsdestotrotz: „Esel sollten eigentlich nur unter ihresgleichen sein und nicht alleine stehen“, sagt Mirjam Beilharz. Deshalb sucht sie noch nach einer Esel-Stute. „Wir haben ausreichend Platz, und auch Artchy käme mit einem weiteren Esel zurecht“, ist sie sich sicher. Die tierliebe Frau würde ein weiteres „Findelkind“ gerne aufnehmen.
Der 26-jährige Pedro – Esel werden bis zu 40 Jahre alt – lebt auf dem Eichenhof in Jührdenerfeld indes so richtig auf. Das weiß auch seine Vorbesitzerin, die ihn deshalb bereitwillig in die Obhut von Mirjam Beilharz gegeben hat.
Stimme wiedergefunden
Auch seine Stimme hat er wiedergefunden. „Er hat erstmals wieder i-aah geschrien“, sagt Mirjam Beilharz und strahlt über das ganze Gesicht: „Das hat er schon lange nicht mehr gemacht. Seine Stimme war ganz eingerostet.“ Das I-aah zeigt, dass der Esel seine Einsamkeit abgelegt hat, denn er teilt sich jetzt wieder mit. Der Adressat: Natürlich Artchy, in dem er einen neuen Freund fürs Leben gefunden hat. Sie unternehmen fast nichts mehr alleine.
NWZ TV zeigt einen Beitrag unter www.nwz.tv/friesland