STUTTGART Nachdem bei Werder Bremen alle Dämme gebrochen waren, hakte Manager Klaus Allofs den Kampf um den Titel in der Fußball-Bundesliga ab. „Deutscher Meister wird man nur, wenn man sich auch entsprechend clever anstellt. Wenn man sich so naiv verhält, braucht man nicht über den Titel sprechen“, erklärte Allofs nach dem 3:6 (1:2)-Debakel beim wiedererstarkten Champion VfB Stuttgart und flüchtete sich in Galgenhumor: „Nach dem, was alles zusammengekommen ist, bin ich froh, wenn ich ohne Verletzung in den Bus einsteige.“
Erst die 0:2-Pleite im Achtelfinalhinspiel im Uefa-Pokal bei den Glasgow Rangers, dann die höchste Niederlage in der Liga seit dem 2:6 am 15. Mai 2004 gegen Bayer Leverkusen – innerhalb von nur gut 40 Stunden haben die Hanseaten möglicherweise die letzten Titelchancen verspielt. Trotzdem gab sich zumindest Trainer Thomas Schaaf kämpferisch. „Wir werden in dieser Saison noch einiges versuchen“, sagte Schaaf und ließ sich auch von sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München nicht entmutigen.
Zu allem Überfluss sah Per Mertesacker in der 89. Minute wegen einer Notbremse gegen Mario Gomez von Schiedsrichter Herbert Fandel die Rote Karte. „Ich hoffe, er kommt glimpflich davon“, sagte Gomez, der das Foul als halb so wild empfand.
Zuvor hatte Gomez die Bremer vor 55 000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion zur Verzweiflung gebracht. Der 22-jährige Nationalstürmer erzielte seinen ersten Dreierpack in der Liga (20., 43., 65.) und zog in der Torjägerliste mit nunmehr 14 Treffern mit Bayerns Luca Toni gleich. Der eingewechselte Cacau stand Gomez mit zwei Toren (66./87.) kaum nach.
Bezeichnend an diesem rabenschwarzen Tag für Werder war zudem das Eigentor von Mertesacker (83.). Dabei hatten die Bremer trotz der kurzen Ruhepause gut begonnen und waren durch Hugo Almeida (9.) früh in Führung gegangen. „Von der Einstellung kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, meinten Schaaf und Allofs unisono. Sebastian Boenisch (60.) gelang der zwischenzeitliche 2:2-Ausgleich, Markus Rosenberg (77.) sorgte mit seinem Tor zum 3:4 noch einmal kurz für Hoffnung.