Dortmund /München Diesmal ist es ein Bundesliga-Clásico auf Augenhöhe – oder doch nicht? Erstmals seit elf Jahren gehen die Dauerrivalen Borussia Dortmund und Bayern München punktgleich in ein direktes Duell. An der psychologischen Ausgangslage ändert das aber wenig. Der BVB bleibt an diesem Samstag (18.30 Uhr) im Dortmunder Geister-Gipfel der Herausforderer, der nur im Erfolgsfall das Signal aussenden würde, das seit Jahren zementierte Machtgefüge im deutschen Fußball aufbrechen zu können. Gewinnen die Bayern, dann werden alle in Deutschland Hansi Flicks unersättliche Titelsammler schon wieder auf dem Weg zur neunten Meisterschaft am Stück sehen.
Beim verbalen Vorspiel am Freitag betonte Flick demonstrativ das Münchner Mia-san-mia. „Wir sind wie immer sehr selbstbewusst“, sagte der 55-Jährige vor dem „Leckerbissen“ für Trainer, Spieler und Fans, die freilich wieder nicht ins Stadion dürfen. Flick hat seine ersten drei Klassiker als Münchner Chefcoach jeweils als Sieger beendet.
Die Fragen nach den aktuellen Abwehrschwächen seiner Mannschaft konterte er am Freitag mit den überragenden Angriffswerten und vor allem mit dem Auftreten seines Starensembles gerade in großen Spielen. „Die Mentalität, der Siegeswille sind einfach top. Es ist schon herausragend, was wir in den letzten Wochen und Monaten geleistet haben“, rühmte Flick. In diesem Jahr verloren die Bayern exakt ein Spiel. Kapitän Manuel Neuer erlaubte sich als gebürtiger Gelsenkirchener und Ex-Schalker eine kleine Stichelei: „Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man weiß, man hat Dortmund geschlagen.“
Diesmal fühlt sich der BVB jedoch bereit, die Rollen zu tauschen. Die beste Abwehr der Liga (zwei Gegentore) stellt sich selbstbewusst dem besten Angriff (24 Treffer). „Ich sehe uns auf einem ganz guten Weg. Wir brauchen diese Punkte“, sagte Sportdirektor Michael Zorc den „Ruhr Nachrichten“. Nach zuletzt vier Zu-Null-Siegen über Schalke (3:0), St. Petersburg (2:0), Bielefeld (2:0) und Brügge (3:0) ist der Glaube an den ersten Sieg über die Bayern seit zwei Jahren nicht nur bei Zorc gewachsen: „Der Erste spielt gegen den Zweiten. Viel mehr Reiz geht nicht.“
Als Spielentscheider drängen sich die Torjäger auf. Dortmund gegen Bayern, das heißt auch Erling Haaland (20) gegen Robert Lewandowski (32). Beide stimmten sich in dieser Woche mit einem Doppelpack in der Champions League auf das Wettschießen ein. Mit 10:5 Treffern liegt Lewandowski in der Bundesliga vorne. Haaland zu stoppen, ist für Flick freilich eine etwas zu simple Erfolgsformel. „Haaland ist nicht der einzige, auf den wir aufpassen müssen“, mahnte der Coach, der den BVB als „herausragende Mannschaft“ pries. Dortmund wiederum muss nicht nur Lewandowski stoppen, auch wenn der Pole in zwölf Ligaspielen gegen seinen Ex-Club gleich 16 Mal traf.