Bremen Jannik Vestergaard soll bei Werder Bremen in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga die Abwehr stabilisieren. Von Levin Öztunali, dem 18-jährigen Enkel von Uwe Seeler, verspricht sich Trainer Viktor Skripnik mehr Möglichkeiten und Kreativität im Mittelfeld. Und Koen Casteels wurde an die Weser geholt, um den Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition zu erhöhen. Drei Winter-Zugänge, drei Zielsetzungen und die Frage: Können Sie den Erwartungen standhalten?
Gegen die Verpflichtung des fast zwei Meter großen Abwehrrecken Vestergaard spricht nicht viel. Aber spricht wirklich etwas dafür? In Hoffenheim – ähnlich wie Werder kein Verein, der für starke Defensivarbeit bekannt ist – war er nicht mehr gut genug für die Startelf. In Bremen ist er neben Luca Caldirola, Sebastian Prödl, Alejandro Galvez und Assani Lukimya der fünfte Innenverteidiger. Aktuell hat der Verein damit ein echtes Luxusproblem. Der 21-jährige Oliver Hüsing wurde deswegen am Donnerstag zum Drittligisten Hansa Rostock verliehen.
Immerhin: Vestergaard hat Erfahrung im Abstiegskampf. Er taugt aufgrund seiner Mentalität und Intelligenz zum Führungsspieler. Ein Königstransfer ist der Deal mit dem Dänen nicht, aber mit Blick in die Zukunft sinnvoll. Zumal Werder nicht mehr ganz so bange sein muss, sollte Prödl seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern.
Die eineinhalbjährige Ausleihe von Öztunali ergibt aus Bremer Sicht Sinn. Der U-19-Europameister hat viel Talent, kann zudem aufgrund seiner Vielseitigkeit auf mehreren Positionen einspringen. Öztunali erhöht Werders Möglichkeiten im Mittelfeld. Aber hält ein 18-Jährige dem Druck im Abstiegskampf in einem für ihn neuen Verein stand?
Für viele Fragen und reichlich Verwirrung hatte Sportchef Thomas Eichin mit den Torwart-Transfers gesorgt. Selbst Skripnik schien nicht verstanden zu haben, warum sein Boss auf Leihbasis Koen Casteels (22) bis zum Saisonende holte. Schließlich hatte der Trainer zuvor klar gemacht, dass Raphael Wolf die Nummer eins sei. Zudem holte Werder noch den deutschen U-20-Nationaltorhüter Michael Zetterer aus Unterhaching und gab gleichzeitig Richard Strebinger an Jahn Regensburg ab. Ein munteres Hin und Her, das bis jetzt kaum ein Fan verstanden hat.
Ein Hin und Her, das Wolf sogar öffentlich kritisierte. Eichin hätte, so der Keeper, „eine Tür für eine Torwart-Diskussion geöffnet, die man nicht hätte öffnen müssen“. Eichin erklärte dazu: „Wir haben unsere Planungen punktgenau umgesetzt. Wir wollten auf der Torhüter-Position breiter aufgestellt sein.“ Eine Frage muss sich der Sportchef aber gefallen lassen: Hat er so Wolf nicht klar geschwächt?
Antworten hat Werder eher durch Abgänge geliefert. Der Kader wurde verschlankt. Die Spitzenverdiener Nils Petersen, Eljero Elia und Ludovic Obraniak gingen auf Leihbasis. Das spart Geld. Doch durch den Ausfall von Melvyn Lorenzen (Meniskusriss) und den Ausleihen von Petersen und Elia wird es in Bremens Sturm langsam dünn. Franco di Santo, nach langer Verletzung wieder fit, und Davie Selke sollten besser nicht ausfallen. Sonst hat Werder plötzlich kein Abwehr-, sondern ein Sturmproblem. Dann wiederum müsste sich Eichin neuen Fragen stellen.
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