Ganderkesee /Delmenhorst „Hausbesuch vom Sanitäter“ ist das Motto seit 1. Juli 2018 in der Region Delmenhorst/Ganderkesee und Lemwerder – und zwar immer dann, wenn Patienten am Wochenende den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 anrufen. Wenn es notwendig ist, wird eine Gesundheitsfachkraft der Johanniter Unfallhilfe zu den Patienten geschickt. Die Notfallsanitäter können bei Bedarf die Telemedizin-Zentrale im Klinikum Oldenburg hinzuziehen.
200 Fälle sind im Jahr 2018 angefallen (Start war am 1. Juli) und 324 mal haben Patienten aus der Modellregion im Jahr 2019 den Notfallsanitäter zu Besuch gehabt. In 45 Prozent der Fälle hatte der die Telemedizin Oldenburg hinzugezogen, berichteten Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), KVN-Bezirksstellen-Vorsitzender Dr. Christoph Titz (Delmenhorst) und KVN-Bezirksgeschäftsführer Helmut Scherbeitz am Mittwoch in Oldenburg. Nach dem Willen der Ärzte soll das Projekt auch nach dem Ende des Modellversuchs Ende 2019 fortgesetzt werden. Für die Patienten in der Region ändert sich also nichts.
Parallel zu der Einrichtung des Notfall-Telemedizin-Projekts war auch der ärztliche Bereitschaftsdienst in Delmenhorst, Ganderkesee und Lemwerder neu geregelt worden, erinnert KVN-Bezirksgeschäftsführer Scherbeitz. Im Klinikum Delmenhorst war eine Bereitschaftspraxis eingerichtet worden. Die Aufteilung und das Telemedizin-Projekt hätten sich bewährt, so die Ärztevertreter. Unter Telefon 116 117 werden an drei Tagen (freitags, samstags, sonntags) Anrufe von Patienten entgegengenommen. Wenn es erforderlich ist, organisiert die Leitstelle dann Patientenbesuche durch die Johanniter. Der Notfallsanitäter wiederum unternimmt eine Einschätzung des Patienten. Ist eine Expertise erforderlich, zieht er die Notfallmediziner aus Oldenburg per Telemedizin zu Rat.
Erforderlich ist dazu natürlich eine gute Netzabdeckung, „Wir brauchen für den ländlichen Raum eine Digitalisierungsoffensive“, sagte KVN-Vorstand Barjenbruch.