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KREISLAUFWIRTSCHAFT Mit leckerer Vielfalt durchs ganze Jahr

Walnüsse, Lindenblätter, Äpfel, Brombeeren und jede Menge Kräuter – was im Essgarten in Winkelsett (Landkreis Oldenburg) wächst, das kann auch verputzt werden. Entweder pur oder in immer wieder neuen Gerichten mit kreativen Rezepturen. Schon seit vielen Jahren setzt man in dem wohl ältesten und artenreichsten „Waldgarten“ Deutschlands auf Selbstversorgung und lässt auch die Besucher am mit der Zeit erworbenen Wissen teilhaben. Das möchten auch die neuen Besitzer Angelika Stelter sowie Malou und Nils Furch.

Aus den Tropen in den Norden

Das Konzept der gärtnerischen Bebauung entspricht einem so genannten Food Forest, also einem Wald mit allerlei Essbarem. Ursprünglich kommen solche Waldgärten in anderen Breiten mit eher tropischem Klima vor – doch auch bei uns kann sich ein solcher „Waldgarten“ sehen lassen. „Das ist gar nicht so schwer, denn mit geschickter Planung lässt sich selbst hier im Norden eine umfassende Vielfalt mit teils tropischem Charakter anpflanzen“, sagt Angelika Stelter, die sich noch gut an die reiche Kiwi-Ernte im November erinnern kann. „Ganz wichtig: Die Wahl der Sorten sollte so geschehen, dass der Waldgarten das ganze Jahr über einen Vorrat an Nahrungsmitteln bereithält“, ergänzt Malou Furch. Der Gestaltungsansatz basiert auf der Permakultur, die sich durch die Vielfalt, Stabilität und Widerstandsfähigkeit natürlicher Ökosysteme auszeichnet – ist also quasi der Natur abgeschaut. Wer übrigens glaubt, ein Waldgarten brauche immer viel Platz, der irrt: Bereits eine kleine Fläche von 400 Quadratmetern reicht aus.

Das ganze Jahr im Blick

Insgesamt drei Ebenen machen einen klassischen Waldgarten aus: Baumschicht, Strauchschicht und Krautschicht. Zu den frühtragenden hohen Bäumen gehören unter anderem Quitte, Lotuspflaume, Bergfeige, Aprikose, Reneklode, Nashi-Birne oder Szechuanpfeffer. Zu den spättragenden Großbäumen gehören Pekannuss, Walnuss, Esskastanie, Herznuss oder Sommer-Linde. Auch Sträucher für die frühe und die späte Strauchphase dürfen nicht fehlen, so dass es immer etwas zu ernten gibt. Im Essgarten wachsen beispielsweise Knäuelfrüchtige Berberitze, Kornelkirsche, Brombeere, Himbeere, Schwarzer Holunder, Kaukasische Heidelbeere und Echter Wein. Die untere Schicht und die Strauchschicht bilden sowohl Schattenliebhaber als auch sonnenverwöhnte Pflanzen. „Es ist daher sehr wichtig, bei der Planung auch an kleine Lichtungen zu denken“, so Malou Furch. Schattentolerante Stauden und Gemüse für die Krautschicht sind unter anderem Giersch, Knoblauch, Bärlauch, Mangold, Winterheckenzwiebel, Pak Choi, Grünkohl, Liebstöckel, Kartoffel oder Spinat. „Auch Funkien sind ein leckerer Bodendecker“, weiß Angelika Stelter. Besonders gut wachsen hier auch Pilze.

Ein ewiger Kreislauf – mit minimaler Arbeit

Anders als ein intensiv bewirtschafteter Gemüsegarten benötigt es im Waldgarten relativ wenig Arbeit. „Es handelt sich ausschließlich um mehrjährige Pflanzen, das liegengebliebene Laub der Bäume sorgt für einen humosen Boden, und die vielen Bodendecker halten die Feuchtigkeit im Erdreich, so dass eigentlich nur bei extremer Trockenheit gegossen werden muss – und dann auch nur mit aufgefangenem Regenwasser aus der Zisterne“, so die 34-jährige Angelika Stelter. Auch die Frage nach einer zusätzlichen Düngung stellt sich bei dem auf einen natürlichen Kreislauf ausgerichteten Waldgarten nicht. „Beinwell als Unterpflanzung ist beispielsweise ein hervorragender Kaliumspender, eine Ölweide hingegen ideal für die Stickstoffversorgung.“ Was diese Kreislaufwirtschaft auszeichnet: dass nichts wegkommt. Entweder es bleibt einfach so liegen oder man hilft etwas nach, beispielsweise durch das Schreddern größerer Äste und das anschließende Mulchen.

Kreativer Genuss

„Lindenblätter eignen sich wunderbar im Salat, ebenso Giersch und Brennnessel“, weiß Malou Furch aus Erfahrung. Und gerade erst hat die 34-Jährige mit Löwenzahn experimentiert und daraus ein tolles Salz hergestellt. „Das sieht auch farblich wunderschön aus“, freut sich die Mutter einer Tochter, die gemeinsam mit ihrer Familie und Angelika Stelter inzwischen auch auf dem Hof lebt und das Landleben hier in vollen Zügen genießt.

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