Oldenburg Eine Grippe-Erkrankung kann ähnlich dramatisch wie eine Infektion mit dem Covid 19.Virus verlaufen. Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie hohes Fieber mit 38,5 Grad und mehr zählen zu den typischen Symptomen. „Die Beschwerden können bereits wenige Stunden nach den ersten Anzeichen richtig schlimm werden“, berichtet Dr. Kirsten Habbinga, Leitende Ärztin der Zentralen Aufnahme und der Notaufnahme im Pius Hospital Oldenburg: „Ähnlich wie bei Corona müssen gesundheitlich angeschlagene und sehr alte Menschen mit einem geschwächten Immunsystem bei einer Grippe mit einem besonders schweren Verlauf rechnen.“ Doch auch junge Menschen können erkranken.
Die Erkrankungsdauer lässt sich durch den Einsatz von Medikamenten in den meisten Fällen nicht verkürzen. Die Behandlung einer Grippe zielt in erster Linie auf eine Linderung der Symptome ab. Bei einem normalen Verlauf ist die Erkrankung nach zwei bis drei Wochen weitgehend ausgestanden. Bei vielen Betroffenen dauert es aber deutlich länger, bis sie sich körperlich erholt und wieder voll leistungsfähig fühlen.
Gefährlich kann es werden, wenn die Infektion in eine Lungenentzündung mündet, die im schlimmsten Fall eine akute Lebensgefahr auslösen kann. Fachleute gehen davon aus, dass die letzte schwere Grippewelle vom Herbst 2017 bis zum Frühjahr 2018 in Deutschland mehr als 25000 Todesopfer gefordert hat. Falls es in Zeiten von Corona zu einem vergleichbar dramatischen Verlauf kommen sollte, könnte das Gesundheitssystem überfordert werden.
Vier Komponenten
Hauptproblem war vor drei Jahren, dass der bereitgestellte Dreifachimpfstoff keinen ausreichenden Schutz vor einer Ansteckung erzeugt hat, da eine vierte Komponente dominierte. Welche Zusammensetzung der Impfstoff haben muss, ist von Jahr zu Jahr verschieden, weil es sich jedes Mal um unterschiedliche Erregertypen handelt. Europa ist hier in der vorteilhaften Lage, dass die Problem-Viren schon ein halbes Jahr zuvor auf der anderen Seite der Weltkugel aktiv sind., bevor sie die hiesigen Breitengrade erreichen, erklärt Dr. Kirsten Habbinga: „Die Medizin hat also einen ausreichenden zeitlichen Vorlauf, um den passenden Impfstoff finden zu können.“
Der für die Grippesaison 2020/21 entwickelte Impfstoff enthält wie schon in den letzten Jahren eine vierte Antigen-Komponente. Damit ist nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sichergestellt, dass die für die nächsten Saison erwarteten Erreger komplett abgedeckt sind.
14 Tage bis zum Schutz
Der neue Impfstoff soll noch im Laufe dieses Monats im September vom Paul Ehrlich-Institut freigegeben werden, erwartet Dr. Kirsten Habbinga: „Die Grippe-Viren sind praktisch schon im Anflug. Man sollte sich möglichst frühzeitig impfen lassen.“ Nach der Impfung müsse man mit rund zwei Wochen rechnen, bis ein Infektionsschutz besteht.
Die Grippesaison 2020/21 wird in Deutschland zusammen mit den ersten feucht-kalten Herbsttagen wie jedes Jahr voraussichtlich im Oktober beginnen und bis zum März andauern. Potenziell krank machende Grippeviren fühlen sich bei niedrigen Temperaturen am wohlsten und verbreiten sich bei entsprechenden Witterungsbedingungen besonders stark. Eine Grippe ist ähnlich stark ansteckend wie eine Corona-Erkrankung. Die Viren übertragen sich über die Atemluft sowie beim Husten und Niesen.