Oldenburg - Eine medizinisch als Pankreatitis bezeichnete Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Sie kann mit heftigen Akut-Attacken oder in chronischer Form auftreten und ist meistens die Folge eines ungesunden Lebensstils mit Rauchen, hohem Alkoholkonsum und einer fettreichen Ernährung, die auch das Entstehen von Gallensteinen begünstigt.
In seltenen Fällen sind genetische Faktoren wie eine angeborene Organfehlbildung oder eine Autoimmunerkrankung der Grund. Nach Angaben von Fachgesellschaften werden in Deutschland jedes Jahr rund 55000 Menschen mit Pankreatitis-Symptomen stationär im Krankenhaus behandelt, wobei Männer etwas häufiger als Frauen betroffen sind. Die Erkrankung wird vermehrt nach dem 45.sten Lebensjahr diagnostiziert, kann aber auch schon in jungen Jahren auftreten.
Die Bauchspeicheldrüse erzeugt als wichtiger Bestandteil des Verdauungssystems zum Einen ein Sekret, das für die Verwertung von Fett und Eiweiß aus der Nahrung benötigt wird. Zudem erfüllt sie eine nicht ersetzbare Funktion bei der Produktion des körpereigenen Hormons Insulin, das wiederum dafür sorgt, dass die Blutzuckerwerte in einem verträglichen Rahmen bleiben. Je nach Alter, Geschlecht und Körpergröße ist die quer im Oberbauch, direkt hinter dem Mangen liegende Bauchspeicheldrüse acht bis 15 Zentimeter lang und kann zwischen 40 und 120 Gramm wiegen.
Risiko für Folgeschäden
Eine akute Pankreatitis wird bei vielen Betroffenen in einem frühen Stadium erkannt und heilt bei einem günstigen Verlauf mithilfe einer frühzeitigen medizinischen Behandlung komplett aus. Das Risiko für Folgeschäden bis hin zur weitgehenden Zerstörung hängt von der Dauer, Form und Ausprägung der Erkrankung ab. Da die Bauchspeicheldrüse entscheidend an zahlreichen lebenswichtigen Körperfunktionen beteiligt ist, bewirkt eine bleibende Schädigung einen erheblichen Verlust an Lebensqualität, betont Prof. Dr. Dirk Weyhe, Direktor der Universitätsklinik für Viszeralmedizin im Pius-Hospital Oldenburg.
Eine gesunde Bauchspeicheldrüse erfüllt ihren Dienst automatisch, ohne sich im Alltag bemerkbar zu machen. Typische Entzündungssymptome sind vor allem heftige, immer wiederkehrende Schmerzen im Bereich des Magens. Die Beschwerden gehen oft nach einiger Zeit zurück und können bis zum nächsten Schub sogar ganz verschwinden. Bei chronischen Verläufen können auch Diabetes-typische Symptome wie vermehrter Harndrang und ein unnatürlich großes Durstgefühl auftreten. Ein weiteres Warnzeichen ist ein fettiger Stuhl mit auffällig schleimigen Exkrementen.
Ärztliche Anamnese
Für eine qualifizierte Diagnose ist bei einem Pankreatitis-Verdacht als Erstes eine sorgfältige ärztliche Anamnese wichtig, die auf einer möglichst exakten Schilderung der Beschwerden basiert. Weitere Erkenntnisse bringt eine Blutuntersuchung – etwa, wenn bestimmte Marker auf deutlich erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte hinweisen.
Zusätzliche Sicherheit bringen bildgebende Untersuchungen, mit denen das mittig hinter dem Magen liegende Organ etwa mittels Ultraschall auf einem Computerbildschirm sichtbar gemacht werden kann, erklärt Prof. Weyhe: „Der Zustand der Bauchspeicheldrüse lässt sich heute mithilfe moderner Diagnoseverfahren sehr gut und präzise beurteilen.“