Berlin Die Mitspieler stürmten jubelnd auf Silvio Heinevetter zu, Andreas Wolff nahm seinen Konkurrenten liebevoll in den Arm: Mit seinem Treffer in der Schlusssekunde zum 31:23 (16:12) gegen Serbien hat der Torhüter der Füchse Berlin bei seinem Heimspiel für den perfekten Abschluss einer denkwürdigen Vorrunde der deutschen Handballer bei der Heim-WM gesorgt. „Dass wir so durchgehen, ist eine tolle Sache. Drei Punkte sind enorm viel wert. Wir haben alles in der eigenen Hand“, sagte Bundestrainer Christian Prokop. Seine Spieler verabschiedeten sich da schon von den 13 500 begeisterten Zuschauern mit La Ola.
Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) geht ungeschlagen und mit Rückenwind ins in Köln beginnende Medaillenrennen. Mit den Spielen gegen Island an diesem Samstag (20.30 Uhr/ARD), Kroatien (Montag/18 Uhr) und Europameister Spanien (Mittwoch/18 Uhr) warten aber schwere Aufgaben auf den dreimaligen Weltmeister. „Wir haben nur eine Chance, wenn wir mit der Halle und dem Publikum eine Einheit bilden“, beschwor Prokop schon einmal den Geist von Köln. Der starke Heinevetter (13 Paraden) setzt auf eine „Euphorie, die hoffentlich mit rüberschwappt“.
Der Co-Gastgeber startet mit 3:1 Punkten in die zweite Turnierphase und hat eine Medaille fest im Visier. Gegen Serbien tankte das deutsche Team weiteres Selbstvertrauen und sparte dank einiger Personalrochaden Kräfte. Bester deutscher Werfer in der Arena am Ostbahnhof war Matthias Musche mit fünf Toren. „Wir wollten mit einem Sieg Dankeschön an Berlin sagen. Das waren zehn fantastische Tage hier“, sagte Prokop.
Die wichtigste Nachricht erreichte das DHB-Team schon vor dem Anwurf. Nach Brasiliens 35:26-Sieg gegen Korea war klar, dass Deutschland mit einer sehr guten Ausgangsposition in die Hauptrunde startet. Prokop gönnte einigen seiner Topspieler daher einige Auszeiten. Heinevetter erhielt erstmals bei diesem Turnier den Vorzug gegenüber Wolff, Kapitän Uwe Gensheimer durfte nach nicht einmal einer Viertelstunde auf der Bank Platz nehmen. Für den verletzten Rückraumspieler Steffen Weinhold (Adduktorenzerrung) stand der Leipziger WM-Debütant Franz Semper in der Startformation.
Prokop wechselte aber nicht nur sein Personal munter durch, auch im taktischen Bereich probierte der Bundestrainer mit Blick auf die wegweisenden Spiele einiges aus. Seine Mannschaft fand nach Startproblemen aber schnell in die Spur.
An diesem Freitag steht für die deutschen Handballer der Umzug von der Spree an den Rhein an. Um 12.40 Uhr hebt der Flieger von Berlin-Tegel Richtung Köln ab, wo am Abend noch ein Training angesetzt ist.