Frage: Frau Nahles, 95 Prozent für Frank-Walter Steinmeier – ein Kanzlerkandidat ganz nach dem Geschmack der Partei?
Nahles: Ja. Er war sehr emotional in seiner Rede und hat deutlich die sozialdemokratische Verbundenheit gezeigt – etwas, das man so von Frank-Walter Steinmeier bisher noch gar nicht gehört hatte. Er war immer der effiziente Kanzleramtschef, der perfekte Außenminister und jetzt hat er sich in die Herzen der Sozialdemokraten geredet.
Frage: Wird er als Vizekanzler überhaupt richtig Wahlkampf gegen die Kanzlerin machen können?
Nahles: Die Konstellation hat es ja schon einmal gegeben mit Willy Brandt und Kurt Georg Kiesinger. Das wird man fair machen können. Ich habe keine Sorge, dass die beiden aufeinander losgehen.
Frage: Franz Müntefering hat mit knapp 85 Prozent Zustimmung weniger gut abgeschnitten.
Nahles: Den Rücktritt Kurt Becks haben viele in der SPD als bitter empfunden, aber 85 Prozent sind ein gutes Ergebnis, auf dem Müntefering aufbauen kann, und eine klare Mehrheit. Frage: Der neue Parteichef war 2005 zurückgetreten, weil der Parteivorstand Sie als Generalsekretärin nominiert hatte. Wie kommen Sie miteinander aus?
Nahles: Sehr gut. Wir sind ja eigentlich beide alte Profis in der Zusammenarbeit. Daran knüpfen wir an. Sicherlich ist das nicht spurlos vorbei gegangen, aber wir hatten uns damals bereits ausgesprochen. Seitdem gehen wir beide vorsichtiger miteinander um. Frage: Ist Müntefering ein Übergangsvorsitzender?
Nahles: Franz Müntefering ist bis zum Parteitag im nächsten Jahr gewählt, genauso wie ich bis dahin als Vize gewählt bin. Und in diesem Jahr wird es uns bestimmt nicht langweilig.