Kaboth-Freytag: Das Projekt richtet sich in erster Linie an Kinder mit Migrationserfahrung – das können sowohl Flüchtlingskinder sein als auch Kinder, die schon in Oldenburg geboren worden sind, aber zuhause nicht deutsch sprechen, sondern die Heimatsprache der Eltern. Diese Zielgruppe soll beim Erlernen von Deutsch als Bildungssprache unterstützt werden. Auch Flüchtlingskinder sprechen innerhalb von vier Monaten einwandfreies Deutsch, aber um im Unterricht folgen oder schriftliche Arbeiten ausführen zu können, reicht das noch nicht.
Kaboth-Freytag: Wir arbeiten eng mit Grundschulen zusammen, die die Kinder nach ihrem Unterstützungsbedarf auswählen. Wir haben im Laufe der Zeit mit zwölf Grundschulen kooperiert. Aktuell versorgen wir drei Grundschulen – Nadorst, Hermann-Ehlers-Schule und Haarentor – mit Bildungspaten. Ziel ist die Verbesserung von Bildungschancen benachteiligter Kinder. Denn entscheidende Weichenstellungen für Bildungsverläufe werden in der Grundschule gelegt.
Kaboth-Freytag: Die Voraussetzungen sind relativ niederschwellig. Gut wäre, wenn die Paten bereits Erfahrungen im Umgang mit Kindern gesammelt und daran Freude haben. Sie sollten wissen, dass Kinder anders als Erwachsene ticken. Kinder sind spontan, flexibel und haben kürzere Konzentrationsphasen. Darauf müssen sich Paten einstellen können. Auch das Interesse, mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenzuarbeiten, ist wichtig. Ansonsten können Paten aus allen Berufsrichtungen und Altersgruppen kommen. Wir haben Studenten, pensionierte Lehrer, Erziehungspersonal, aber auch Menschen, die zum Beispiel aus dem IT-Bereich kommen und im ehrenamtlichen Engagement einmal etwas ganz anderes machen möchten. Sie sind alle herzlich dazu eingeladen, sich bei der Agentur Ehrensache zu melden und einen Termin für ein Informationsgespräch zu vereinbaren.
Kaboth-Freytag: Wir haben ab März sechs Schulungstermine. Ein Thema ist die Bildungsbiografie der Freiwilligen. Außerdem geht es um ihre Erwartungen, um Brücken und Bremsen bei der Arbeit. Auch mit Grundlagen der Traumabewältigung und der Ermutigungspädagogik werden die potenziellen Paten vertraut gemacht. Zum Einstieg wird die Situation der Integration in Oldenburg vermittelt. Zudem stellen sich die Schulen mit ihren speziellen Profilen vor. Die Bildungspaten treffen sich einmal monatlich zu einem Erfahrungsaustausch. Wir üben keinerlei Kontrolle über ihre Treffen mit den Kindern aus. Wir verlassen uns da auf unsere gute Vorbereitung. Bei Problemen bin ich als Projektleiterin immer ansprechbar.
Kaboth-Freytag: Für ein Jahr, damit die Arbeit auch von Erfolg gekrönt wird. Diese Kontinuität ist wichtig, damit eine Beziehung entstehen kann und Vertrauen aufgebaut werden kann. In diesem Zeitraum können die Paten sehen, wie das Kind von ihrer Unterstützung profitiert. Für die Kinder gilt: Je länger die Patenschaft dauert, desto besser ist es für sie. Wir haben viele Patenschaften, die über ein Jahr hinaus gehen. Im Schnitt sind es beinahe zwei Jahre. Die Paten treffen sich einmal wöchentlich mit den Kindern, um mit ihnen gemeinsame Aktivitäten im Freizeitbereich zu unternehmen, ihnen die Stadt und die regionale Kultur näher zu bringen und sie in ihrer Sprachentwicklung zu fördern.
Kaboth-Freytag: Seit dem Projektstart haben wir bereits 204 Paten ausgebildet. Aktuell haben wir zwölf. Gerne würden wir im neuen Kurs noch einmal die gleiche Anzahl dazubekommen.