Frage: Herr Kollmeier, zehn Jahre ist es her, seitdem Bund und Länder ihre Exzellenzinitiative ausriefen. Auch die Oldenburger Hörforscher profitieren davon. Was bedeutet es, in dieses Programm aufgenommen zu werden?
Kollmeier: Einerseits ist es ein Prestigegewinn, dass wir zu den 43 geförderten Exzellenz-Clustern gehören – über alle Universitäten und Fachrichtungen hinweg. Das ist eine ganz besondere Auszeichnung und der Aufstieg in die Champions League. Andererseits ist es auch eine signifikante materielle Unterstützung der Hörforschung, die zu einer Schwerpunktbildung auch innerhalb der Universität führt. Das ist nur durch die Finanzierung möglich. Außerdem konnten Geräte und Laborausstattungen angeschafft und auch Berufungen ermöglicht werden, die ohne den Exzellenz-Cluster nicht gekommen wären.
Frage: Wie viel bekommen denn die Oldenburger Hörforscher mehr?
Kollmeier: Wir sind in der ersten Runde knapp gescheitert, sind dann aber vom Land Niedersachsen gefördert worden, um unser Projekt anzuschieben und damit in der zweiten Bewerbungsrunde Erfolg zu haben. Das waren allein schon 3,7 Millionen Euro. Und dann haben wir vom Bund 28 Millionen Euro bekommen. Und es sind noch weitere Mittel des Landes zur Förderung von einzelnen Maßnahmen in Höhe von zwei Millionen Euro geflossen. Unabhängig von der Exzellenzinitiative ist aber in diesen Bereich weiter investiert worden, zum Beispiel in den Forschungsbau Nessy mit 16 Millionen Euro. Hinzu kommen noch sechs Millionen für Großgeräte. Da sind ordentlich Mittel nach Oldenburg geflossen.
Frage: Hat der Exzellenz-Cluster auch Auswirkungen auf die Mitarbeiterzahl?
Kollmeier: Allein in Oldenburg sind sechs Juniorprofessuren und zwei weitere permanente Professuren hinzugekommen. Darüber hinaus gab es noch eine Reihe von zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, so dass wir insgesamt aus dem Exzellenz-Cluster etwa 80 Personen eingestellt haben. Insgesamt sind in Oldenburg rund 300 Menschen für den Exzellenz-Cluster tätig.
Frage: Wo liegt der Forschungsschwerpunkt des Exzellenz-Clusters?
Kollmeier: Der Name „Hearing 4 All“ ist auch Programm. Schwerpunkt ist die Hörforschung mit Methoden, wie man ein besseres Hören für alle zu jedem Zeitpunkt erreichen kann. Einerseits durch eine besser Diagnostik, also herausfinden, was die Grundlage für Hörstörungen ist. Auf der anderen Seite geht es darum, bessere Technik zu entwickeln. Wie kann man die Hörgeräte und Implantate verbessern, wir in Oldenburg kümmern uns vor allem um die Hörgeräte-Technologie. Dritter Bereich: Wie kann man das auch Menschen vermitteln, für die ein Hörgerät zuviel und kein Hörgerät zu wenig ist. Wir wollen das Hörgerät durch technische Innovationen gesellschaftsfähig machen. Dabei geht es auch um Technik, die man in Handys oder Fernsehgeräte einbaut.