Herr Kossen, die jüngsten Zahlen zu Todesopfern aufgrund von multiresistenten Keimen durch Antibiotika in der Landwirtschaft besorgen die Menschen. Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern?

KossenWenn man feststellt, dass die Tierdichte und die Menge der Medikamentierung die Gründe dafür sind – und der Befund scheint ja erdrückend zu sein – dann wird man Konsequenzen daraus ziehen müssen. Der Preis ist zu hoch, um wirtschaftlich zu wachsen, wenn man in großem Stil die Gesundheit und Unversehrtheit von Mensch, Tier und Grundwasser aufs Spiel setzt. Man wird darüber reden müssen, was die Maßstäbe von verantwortbarem Wirtschaften sind. Die letzten Argumente können nicht Wachstum und Effizienzsteigerung sein. Da muss die Schöpfung im Mittelpunkt stehen.

Also stellt sich aus Ihrer Sicht die Wertefrage?

Kossen  Ja. Es kann doch nicht nur darum gehen, am Markt bestehen zu können und alle möglichen Zahlen zu steigern. Da frage ich mich schon: Ist das alles noch in einem richtigen Maßstab? Ich glaube eher nicht. Man darf doch nicht vergessen, dass der Mensch im Zentrum steht. Es geht um andere Werte. In keinem Fall ist es zu rechtfertigen, wenn die Unversehrtheit von Mensch und Schöpfung der Produktionssteigerung und Gewinnmaximierung geopfert werden. Das Geld muss dem Menschen dienen – und nicht der Mensch dem Geld.

Das heißt?

KOSSENDer Befund ist alarmierend! Es stellt sich die Frage, um welchen Preis hier Wirtschaftswachstum erkauft wird. Der Schutz des Lebens und die Bewahrung der Schöpfung müssen wieder in das Zentrum des Wirtschaftens rücken.

Peter Kossen ist Ständiger Vertreter des Bischöflichen Offizials in Vechta. Kossen, 1968 in Wildeshausen geboren, äußert sich aus moralisch-ethischer Sicht zum Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft und den negativen Folgen.