Kröber: Die Lage bei uns ist gemischt. Auf der einen Seite haben das Land Niedersachsen und die Stadt Oldenburg die Fördermittel erhöht, das heißt wir haben einen räumlich und personell sehr gut ausgestatteten Kinderbereich mit zwei Erzieherinnen.
Auf der anderen Seite, ist die Finanzierung nach wie vor unsicher. Frauenhäuser sind immer noch freiwillige Leistungen. Die Mittel werden uns nur für ein Jahr bewilligt. Letztes Jahr haben wir die Bescheide erst im Oktober bekommen. Langfristige Planung ist so nicht möglich.
Außerdem ist die Finanzierung noch nicht ausreichend. Sie deckt zwar die Personalkosten, aber nicht die Sachkosten. Das führt dazu, dass die Frauen, die von uns aufgenommen werden, Miete zahlen müssen. Die können sie sich zwar vom Jobcenter bewilligen lassen, aber gerade Studentinnen haben da keine Ansprüche.
Zwar nehmen wir im Jahr auch ein bis zwei Frauen auf, bei denen die finanzielle Lage nicht abschließend geklärt ist, mehr können wir uns aber nicht leisten. Und im vergangenen Jahr waren es fünf mit ungeklärter Finanzierung, die bei uns Schutz suchen wollten. Die mussten wir abweisen.
Generell kommen die Frauen, die bei uns Hilfe suchen, zu 50 Prozent aus der Stadt Oldenburg, zu 30 Prozent aus den umliegenden Landkreisen und zu 20 Prozent aus ganz Deutschland.
Kröber: Im vergangenen Jahr mussten 197 Frauen mit 253 Kindern abgewiesen werden. Hauptgrund war in 98 Prozent aller Fälle, dass das Frauenhaus zu dem Zeitpunkt voll belegt war.
Leider steigt die Zahl seit Jahren kontinuierlich an. Das liegt auch daran, dass im Umkreis mindestens ein Frauenhaus fehlt. Von den neun Landkreisen in Niedersachsen, die kein Frauenhaus haben, liegen sechs im Nordwesten und drei angrenzend an die Stadt Oldenburg.
Im niedersächsischen Landtag wurde vor einigen Tagen behauptet, dass Frauenhäuser so hohe Aufnahmekriterien hätten und das zu Abweisung führen würde. Es stimmt zwar, dass Frauenhäuser Frauen mit ihren älteren jugendlichen Söhnen nicht aufnehmen, aber wenn die Jugendlichen bei der Jugendschutzstelle untergebracht werden, kann auch die Frau ins Frauenhaus. Es gibt da also durchaus ein guten Angebot.
Ein Ausschlussgrund gibt es allerdings tatsächlich und das ist eine akute Sucht- oder psychiatrische Erkrankung – um solche Frauen zu betreuen, haben wir einfach nicht das Fachpersonal.
Kröber:: Das sind zum einen Frauen mit Wohnsitzauflagen, bei denen die Mietübernahme kompliziert ist.
Außerdem sind Frauen mit Behinderung extrem gefährdet: 70 Prozent von ihnen sind Opfer von Gewalt. Aber gleichzeitig sind die wenigstens Frauenhäuser barrierefrei. Auch Frauen mit drei oder mehr Kindern sind schwieriger unterzubringen, denn oft gibt es für sie keine passenden Räume. Doch gerade Kinder müssen mit geschützt werden, denn wenn sie durch miterlebte Gewalt traumatisiert werden, dann steigt das Risiko, dass sie selbst Opfer oder Täter werden. Schon angesprochen haben wir ja die Studentinnen.
Kröber: Es fehlt uns vor allem an Strukturen – ein neues Frauenhaus müsste hier im Umfeld her. Auch brauchen wir die institutionelle Förderung, damit die Sachkosten abgedeckt sind – das würde verhindern, dass die Frauen Miete zahlen müssen.
Ganz praktisch würde auch ein zentral einsehbares Ampelsystem, auf dem im Internet zu erkennen ist, welches Frauenhaus schon voll und wo noch Platz ist. Nordrhein-Westfalen hat das System bereits und so können wir Frauen besser an andere Häuser vermitteln und müssen nicht erst fünf bis zehn Telefonate umsonst führen.
Lesen Sie hier mehr über die Lage des Frauenhauses in Oldenburg.
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