Jever - Die meisten Verkehrsunfälle passieren an Einmündungen und Kreuzungen. Insbesondere Fahrradfahrer sind an diesen Knotenpunkten besonders gefährdet. Schaut man in die Unfallstatistiken, gibt diese die Autofahrer als Hauptverursacher dieser Unfälle an.
Doch es ist zu einfach, jetzt mit dem Zeigefinger auf die Autofahrer zu zeigen. Bei vielen Kreuzungen und Einmündungen sind Unfälle nämlich auch baulich bedingt: Der Knotenpunkt ist nicht fehlertolerant gestaltet und „produziert“ eine bestimmte Art von Gefahrensituation durch seine Bauart.
Um solche Gefahren zu entschärfen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Kurzfristig umsetzbar sind farbliche Markierungen auf der Fahrbahn und eine andere Beschilderung.
Leider ist die Wirkung dieser Schritte auch nur kurzfristig, denn schon bald tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Beschilderte Regelungen wie Stop-Schilder oder Tempolimits helfen nur, wenn sie auch kontrolliert werden. Insbesondere Tempobeschränkungen ohne bauliche Änderungen helfen erfahrungsgemäß wenig.
Deutlich wirksamer, aber eben auch aufwendiger, ist die bauliche Umgestaltung. Hier wird für jeden Knotenpunkt die beste individuelle Lösung gesucht, wobei es schon viele gute Musterlösungen gibt, wie zum Beispiel die niederländische Schutzkreuzung.
In Jever ist die Kreuzung Wittmunder Straße/Ziegelhofstraße ein Beispiel für einen Knotenpunkt, der dringend umgebaut werden muss. Auf der Wittmunder Straße ist der dafür viel zu schmale Gehweg auf der Südseite in beide Richtungen für den Radverkehr freigegeben. Für Autos aus der Ziegelhofstraße sind die Radfahrer aus Richtung Innenstadt dabei erst zu sehen, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Es gibt zwar ein Stop-Schild und eine rotgefärbte Querungsfurt, die aber beide mittlerweile ignoriert werden. Mit Folgen: In den vergangenen Jahren gab es dort häufig Unfälle, Beinaheunfälle gibt es mehrfach täglich. Der letzte schwere Unfall war Ende Januar. Nur mit Glück hat es bisher keinen Todesfall gegeben.
Auch die Fußgängerampel trägt ihren Teil zur Situation bei: Zeigt sie rot, nutzen das die Autos aus der Ziegelhofstraße und biegen schnell nach links ab. Durch die aufkommende Hektik und das Gefühl, dass der Querverkehr vor der roten Ampel stehen muss, werden die Radfahrer vergessen. Für sie gilt die Ampel nicht. Wer aus der Jahnstraße kommt, die Ampel nutzt und anschließend weiter in die Ziegelhofstraße möchte, muss damit rechnen, „übersehen“ zu werden.
An dieser Einmündung führt also kein Weg an einer baulichen Umgestaltung vorbei. Ideal wäre etwa ein Kreisverkehr, der auch zur dringend nötigen Temporeduzierung beitragen würde. Die Wittmunder Straße macht auf ihrem Verlauf Richtung Innenstadt nicht den Eindruck einer innerörtlichen Straße und lädt zum Schnellfahren ein.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Gehweg mit dem Radverkehr in Richtung der Einmündung zu verlagern und auf einer Aufpflasterung zu führen. Dazu könnten auch die Linksabbiegerstreifen auf der Wittmunder Straße zurückgebaut und die Fahrbahn verschwenkt werden. Dadurch ist der Radverkehr im Kreuzungsbereich früher sichtbar und das Kraftfahrzeug-Tempo wird verringert. Wer es ganz konservativ mag, der kann sich vielleicht auch für eine komplette Ampelkreuzung begeistern.
So oder so: Um einen Umbau wird man dort nicht herumkommen, wenn Unfälle künftig vermieden werden sollen. Es geht eigentlich nur noch um das „Wie“ und das Anzapfen von Fördertöpfen. Jever soll Fahrradstadt werden. Unsere Zeitung begleitet mit Oliver de Neidels den Prozess: Wir schauen, was dafür verändert werden müsste.