Köln Die Einsicht kam sehr spät. Nach tagelangen Täuschungsmanövern und öffentlichem Druck hat Manuel Charr endlich die Wahrheit gesagt. Auf dem Papier war der Box-Weltmeister nie Deutscher, gern aber will er es werden – trotzdem wird es dazu wohl nicht kommen. Die Marke „erster deutscher Schwergewichts-Champion seit Max Schmeling“ ist seit Charrs Geständnis vom Mittwoch sowieso futsch. Trotzdem führt der 33-Jährige den fast aussichtslosen Kampf um den deutschen Pass.
„Ich hoffe, dass ich meine erste Titelverteidigung dann schon als deutscher Staatsbürger bestreiten kann“, sagte er. Bis Ende März also, wenn Charr gegen den 44-jährigen Puerto Ricaner Fres Oquendo antreten soll. Die Schuldigen für die Pass-Posse hatte er schnell gefunden. Seine Anwälte hätten zuvor alle behördlichen Angelegenheiten geregelt und ihm die Existenz eines Passes versichert. „Diesmal werde ich mich selber um den Pass bemühen und das nicht mehr anderen Leuten überlassen“, sagte der WBA-Champion.
Einfach wird der neuerliche Antrag nicht. Der erste Versuch war 2015 abschlägig beschieden worden. Und auch beim zweiten Anlauf steht wohl unter anderem die kriminelle Vergangenheit Charrs im Weg. Zusätzlich könnten das Verwirrspiel und Charrs widersprüchliche Angaben einen möglichen Antragsprozess erschweren.
Mehrfach hatte der gebürtige Libanese Anfang der Woche beteuert, über ein gültiges deutsches Ausweisdokument zu verfügen. Im Kölner „Express“ bestätigte er am Mittwoch jedoch, keinen deutschen Pass zu besitzen.
Dass der Wirbel um Charr mögliche TV-Verhandlungen beeinflusst, hofft sein Manager Christian Jäger nicht: „Ich würde es extrem schade finden, wenn es den Ausschlag geben würde. Denn der Sport sollte im Vordergrund stehen. Manuel Charr ist hier nach wie vor unglaublich beliebt, weil er im Herzen ein Deutscher ist.“ Der Sender Sky, der Charrs Kampf gegen den Russen Ustinov übertragen hatte, teilt diese Meinung.
RTL hingegen betonte, eine Zusammenarbeit mit Charr käme nicht infrage.