Sieben Jahre ist es jetzt her, dass für den damaligen Vorzeige-Reeder Niels Stolberg eine Welt zusammenbrach. Bis dahin war er so etwas wie eine Lichtgestalt des norddeutschen Unternehmertums, wurde als Vorbild gefeiert, als Mutmacher der Nation bezeichnet, war Bremer Schaffer und sonnte sich als jemand, der vielfache Aktivitäten in sozialen, kulturellen und sportlichen Bereichen förderte.
Der Absturz kam plötzlich – und es ging ganz tief nach unten. Inzwischen hat er nahezu alles verloren, was ihm wichtig war: sein Unternehmen, sein Ansehen, seine Gesundheit und sein Geld. Mit einem Privatinsolvenz-Verfahren versucht der inzwischen an Magen- und Hautkrebs erkrankte Ex-Beluga-Chef mit einem Schuldenberg von 2,2 Milliarden Euro klarzukommen.
Und jetzt das Urteil des Bremer Landgerichts. Wegen Kreditbetrug in 18 Fällen, Bilanzfälschung und Untreue verurteilte es Stolberg zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Das war zwar ein Jahr weniger als die Staatsanwaltschaft gefordert hatte, doch dramatisch mehr als Stolberg erhofft und seine Anwälte beantragt hatten – nämlich eine Strafe von nicht mehr als zwei Jahren, die dann zur Bewährung hätte ausgesetzt werden können.
Doch das Gericht bescheinigte Stolberg zwar, dass er sich nicht selbstsüchtig habe bereichern wollen, sondern versucht habe, sein Unternehmen durch die Wirtschaftskrise zu bringen, folgte aber in wesentlichen Punkten nicht der Argumentation von Stolberg und seinen Anwälten. Die Banken, die Stolbergs gewaltiges Programm zum Schiffsneubau finanzierten und auch der US-Investor Oaktree hätten keine Chance gehabt, das ausgeklügelte System von Täuschungen und Fälschungen zu erkennen, meinte das Gericht.
Stolbergs Verteidigung hatte argumentiert, dass sowohl die Banken als auch der Großinvestor genau wussten, was sie taten und ihm gern die Kredite gegeben hätten. Der Außenstehende bleibt mit einigen offenen Fragen zurück – und mit einem unguten Gefühl.
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