Achterstadt - Freudig überrascht dürfte die Galeristin Ysabel Sureth am Sonntag bei der Vernissage zur aktuellen Ausstellung „3 Künstler“ gewesen sein. Mit einem solchen Andrang hatte sie nicht gerechnet.
Die Autos der rund 200 Besucher konnten natürlich nicht auf den wenigen vorhandenen Parkplätzen an der Privatgalerie oder an der Alten Schule stehen, weshalb viele von ihnen an der Achterstädter Straße parken mussten. Bei der Eröffnung in der Remise standen die Kunstinteressierten Gäste auch auf der Galerie in der zweiten Etage dicht gedrängt und verfolgten die Begrüßung durch Ysabel Sureth, die Eröffnung durch Bürgermeister Klaus Rübesamen und die Einführung durch Dr. Viola Weigel sehr aufmerksam.
Ehemalige Schüler
„Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und ein spannendes Kunsterlebnis“, lud Ysabel Sureth ihre Gäste zu einem Rundgang durch die Remise, den Skulpturengarten und die benachbarte alte Achterstädter Schule ein. An einer Besichtigung dieser alten Landschule waren auch viele ehemalige Schüler interessiert, die neugierig in die alten Schulräume schauten und Erinnerungen austauschten. „3 Werke, 3 Disziplinen und 3 Künstler mit unterschiedlichen Hintergründen stellen hier aus“, leitete Dr. Viola Weigel in ihre Ausführungen zu den Arbeitern von Michaela Mara, Franz Wörle und Bärbel Hische ein.
Mit 40 kleinen und größeren Arbeiten ist die Österreicherin Michaela Mara vertreten. Bei dem guten Wetter am Sonntagnachmittag traute sie sich auch an der Außenwand der Remise einige Werke aufzuhängen. Sie arbeite in ihre Bilder die Geschichte der Fundstücke von Trödelmärkten und Plakatwänden ein und schichte sie wie bei einer Geschichte, erklärte Kunsthistorikerin Weigel. Unzählige Ebenen formten dabei einen Bildkörper, der gleichsam wie ein Objekt sei. Immer wieder trage sie Schichten auf und wieder ab, was an das Skulptieren oder die Archäologie erinnere.
Dabei seien ihre Fundstücke Zeugnisse des modernen Zeitalters, die aus dem Zusammenhang gerissen seien. „Ich würde ihren künstlerischen Ansatz als lyrische Pop-Art bezeichnen“, sagte die Leiterin der Kunsthalle Wilhelmshaven.
Janne Bohlen tanzt
Mit dem Cortenstahl und seiner rostenden Oberfläche arbeitet der Münchner Franz Ferdinand Wörle, der kleinere Tischstücke, aber auch mannshohe Stelen ausstellt. Gleich vor dem Eingang zur eigentlichen Galerie in der Remise hatte er ein Oktogon aufgebaut, in dem nach der Eröffnung eine kleine Performance stattfand. Dort tanzte die 15-jährige Janne Bohlen aus Achterstadt unter musikalischer Begleitung des Hang-Spielers David Kuckhermann aus Hamburg durch die Seelenhäuser Wörles, die von den Kasbah-Häusern im Maghreb inspiriert sind und durch ihre klaren geometrischen Formen bestechen. Es seien lebendige Oberflächen, die bei näherer Betrachtung einen Körper entstehen lassen, erläuterte Viola Weigel. Die Objekte gingen eine Verbindung mit dem Außenraum ein und entwickelten eine ortsspezifische Patina.
Mit minimalen Eingriffen verändere Bärbel Hische die ursprünglichen Räumlichkeiten der alten Schule. Sie verändere die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum, transformiere den Ort und sei eine Grenzgängerin. Mit den farbigen Filterfolien streue sie die Farbe in den Raum, der Betrachter werde so Teil des Farbraumes. Die Folien seien ein Sinnbild für die moderne Welt und ihre Materialien. Es griffen das Stadtlicht und das Naturlicht ineinander und formten eine Farbdusche.
Tatsächlich waren einige Besucher emotional sehr bewegt von der intensiven Farbwirkung in den Räumen und ihrer damit einhergehenden Verfremdung.