Oldenburg - Der Rhythmus der Wellen, der Blick über das Wasser, die Farbigkeit des Himmels zu verschiedenen Tageszeiten wecken in vielen Menschen Stimmungen zwischen Freude und Melancholie. Mancher greift dann zum Pinsel, um den Natureindruck festzuhalten.

Oliver Kohls hat das Pastell gewählt, das wegen der Pigmentform des Materials sowohl Zeichnung wie Malerei ermöglicht und eigentlich die Grenze zwischen beiden Gattungen verwischt. So zeichnet der 1969 geborene Künstler nicht nur mit dem Stift, sondern nimmt beide Hände, um Farben zu verwischen und eine Fülle von Farbnuancen zu gewinnen. Dennoch bleiben die Motive absolut beherrscht.

Die Differenzierung durch Verwischen macht die Flächen reicher. Die Formen der Dinge in einem Motiv werden bewahrt, denn Kohls hat wenigstens in Arbeiten von 2010 und 2011 Wert auf die Wiedererkennbarkeit von Orten gelegt. Auch Boote und Bojen bleiben realistisch dargestellt.

Diese Spannung zwischen verwischten Wogen und realistischen Ufer-Landschaften ist Resultat eines langen Arbeitsprozesses, der vor Ort am Ufer von Meer oder See beginnt und im Atelier endet.

Am Anfang gilt es, die Stimmung wahrzunehmen, das Licht und seine Reflexe, die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Dann macht Kohls, wie er selbst sagt, „unzählige Fotografien“, bis er das richtige Motiv gefunden hat. Zuweilen wird sogar das Aquarell als Zwischenlösung herangezogen, ehe er sich, nun im Atelier, an das Pastell macht, dessen Motiv nun festgelegt ist.

Als methodisch und diszipliniert arbeitender Künstler, der sich einige amerikanische Kollegen zum Vorbild genommen hat, konnte Kohls sehr schnell zu größeren Formaten kommen. Das Triptychon „The Wave II“ schlüsselt die unendlich feinen Farbtöne und Wasserformen auf, die die Natur des Meeres jeden Augenblick an Felsen und Strand spült. Obwohl die Welle selbst ein Element von endloser Wiederholung ist, erscheint keine der anderen gleich. Kohls hat in diesem Triptychon die beiden Grundzüge verbunden, – endlose Wiederholung und die Einmaligkeit des Wasserfalls mit seinem Spiel der Farben. Der Dynamik der Welle steht das Wogen und Schweben des ruhig stehenden Wassers zwischen Welle und Felsen gegenüber.

Dieses Motiv hat er mehrmals thematisiert. Ihm ist die Nahsicht der Meeresbewegung ebenso wichtig wie die von einem Sonnenuntergang ausgelöste Stimmung. So belegt Kohls die Vielseitigkeit des Pastells in jeder Arbeit.