Hude - Am Anfang war der Saurier. Aus Kirschholz hat er sich in den Händen des 13-jährigen Knaben in ein Kunstwerk verwandelt. Das erste. Heute, mit 74 Jahren, ist Wolf E. Schultz Schöpfer von weit über 1000 Skulpturen.

Zu erzählen hat der WahlHuder viele Geschichten – von seinem ersten Leben als Seemann, der Kindheit in Swinemünde, seinen Reisen an die Enden der Welt, dem künstlerischen Beginn im Klosterort – und den Waldgeistern. Einiges davon wird er ab Ostern mit seinen Besuchern teilen.

Denn nach rund zwei Jahren Geduld hat der Bildhauer für seine Kunststücke eine neue Bleibe gefunden: Am Sonnabend, 4. April, öffnet das Skulpturenhaus seine Pforten in der Klosterremise (Von- Witzleben-Allee). Nach der Vernissage ab 15 Uhr, wird die Ausstellung „Menschen und Träume“ an den Sonnabenden von 14 bis 18 Uhr und sonntags zwischen 10 und 18 Uhr zu sehen sein. „Eine Rückschau auf mein Leben“, sagt Wolf E. Schultz und streicht mit den Fingerkuppen über seinen handgroßen Dinosaurier.

Sein erstes Werk wird natürlich auch in der neuen Galerie stehen. Doch schon vor den Türen erleben die Besucher des Klosterbezirks eine skulpturale Zeitreise: Da ist der „Kleine Lehrling“, für den der Sohn des Bildhauers Modell stehen musste, ein paar Meter weiter die verschlungene Holzfigur und vor der Klosterschänke steht die torsoartige Plastik, mit der Anfang der 80er Jahre Wolf E. Schultz Hude erobert – und schließlich lieben gelernt hat: Aus seinem damaligen Besuch zur Kulturwoche wuchs der Wunsch, im Oldenburger Land sesshaft zu werden. Mit seinem Erbe und kreativen Genen baute sich der Künstler schließlich sein Skulpturenhaus im Mühlenweg. „Ein total abgewracktes Gebäude – du konntest den Himmel sehen. Da gehören Skulpturen rein, hab’ ich gedacht“, sagt Wolf E. Schultz.

Über zwei Jahrzehnte hatten die Werke aus Holz, Bronze, Stahl und Stein hier ein Zuhause. Aber das war nur gemietet. So musste der Bildhauer vor zwei Jahren das Feld für die neue Grundstückbesitzerin und Gastwirtschaftstochter Stephanie Burgdorf räumen. Während seine Schwester mit Kind und Kegel in das Haus zog, bot Jens Burgdorf dem Huder Künstler eine neue Bleibe. „Ich hab’ das ausgebügelt“, sagt der Klosterschänkenbetreiber und lacht. Verbunden fühle er sich mit dem Bildhauer seit Jugendtagen – stand doch im Haus der Großmutter, einer geborenen Schote, schon eine Schultz-Skulptur in Form einer hölzernen Erbsenschote. Dem Künstlervolk Platz macht ein aussterbendes Hobby, wie der Gastronom das Kegeln bezeichnet. Denn dort, wo früher einmal schwere Kugeln über die Bahn rollten, hat der 47-Jährige das neue Skulpturenhaus einquartiert. Nachdem auch seine Verpächterin Margaretha von Witzleben ihr Okay gegeben hat, die betagten Kegler auf Jakkolo umgestiegen oder bei seinem Vater untergekommen sind, ist der Kunstgriff perfekt.

An einem guten Ende hat Wolf E. Schultz selbst nie gezweifelt: „Ich bin nicht spaltbar – wie eine Eiche“, sagt er. Aus einem besonderen Holz geschnitzt, kennt er auch mit Mitte 70 keinen Schluss. In seiner Geschichte wird der Saurier ewig leben.