Bad Zwischenahn/Ammerland - Die Ammerländer Gartenarchitektin Sonja „Sunny“ Janssen hat scheinbar gerade keine Glückssträhne: Ihr Ehemann betrügt sie mit einer Oldenburger Yoga-Lehrerin, und sie verliert Ihren Job in einer Baumschule in der Nähe von Bad Zwischenahn. Doch dann erbt sie überraschend das Strandhäuschen ihrer Tante Sandy in Florida. Die war in den Fünfzigern in die USA ausgewandert und in Hollywood als Badenixe im Wasserballett von Schauspielerin Esther Williams aufgetreten. Da Sonja Janssen nichts zu verlieren hat, fliegt sie über den großen Teich, um das Erbe anzutreten.
Das ist die Ausgangssituation des neuen Romans von Bestsellerautorin Sylvia Lott, die mit der „Inselgärtnerin“ ihren sechsten Erfolgsroman im Blanvalet-Verlag vorlegt. Bereits eine Woche nach Erscheinen rangierte er auf Platz 29 der Spiegel-Bestsellerliste. Erfolgreichster Titel bislang waren ihre „Inselfrauen“, die inzwischen in der elften Auflage erschienen sind und sich 2016 nach Erscheinen sieben Wochen auf der Liste hielten. Das 2017 veröffentlichte „Die Fliederinsel“ rangierte fünf Wochen im Ranking weit oben und wurde jetzt bereits in dritter Auflage gedruckt. „Das bestätigt mich natürlich in meiner Arbeit und ist ein unheimlich schönes Gefühl“, sagt Sylvia Lott, die in Ostfriesland geboren, in Augustfehn gelebt hat und heute in Hamburg wohnt. Sie freut sich darauf, an diesem Sonntag, 27. Mai, wieder im Ammerland zu Gast zu sein: Dann liest sie im Museumskrug „Juncker van der Spekken“ ab 15 Uhr (Einlassbeginn: 14.30 Uhr, Eintritt: 16 Euro). Dort gibt es dann auch eine Limettentarte, den Key Lime Pie, die in dem Florida-Roman eine besondere Rolle spielt.
Wie in ihren anderen Büchern auch, verknüpft Sylvia Lott in dem aktuellen Werk zwei Zeitebenen: Zum einen die aktuelle Zeit, zum anderen die 50er und 60er Jahre, also auch jene Jahrzehnte, in denen Tante Sandy im Hollywood-Glamour mit den Stars am Set drehte. Daraus spinnt sie Amouröses und Glamouröses, verwebt auch biografisch Verbrieftes – etwa einen Unfall Esther Williams‘.
Wie in ihren anderen Werken auch, kommen im Erzählfluss Liebe, Lebensdramen, Irrungen und Wirrungen der Hauptpersonen nicht zu kurz. Dolphin-Island, der Ort, an dem die Wellen im Garten des Strandhäuschens ausplätschern, ist fiktiv. Doch darüber hinaus ist vieles akribisch journalistisch recherchiert während ihrer Reisen nach Florida. „Anders geht es gar nicht“, sagt Sylvia Lott.
Die Wahl-Hamburgerin lernte ihr journalistisches Handwerk bei der Nordwest-Zeitung als Volontärin Mitte der siebziger Jahre, ehe sie dann in Münster studierte, promovierte und anschließend für viele bekannte Illustrierte schrieb, um schließlich mit Ende fünfzig aufs Bestsellerschreiben umzusteigen. Dass ihre Roman so gut ankommen, liegt möglicherweise gerade an dieser faszinierenden Mischung zwischen Fakt und Fiktion. Sie selbst, so sagt Dr. Sylvia Lott, wolle in Romanen ja auch nicht nur Herz und Schmerz lesen.
Aber natürlich trifft Sunny in Florida ihren Florida-Boy (und gemeint ist hier nicht das Getränk), und die Liebe keimt. Aber es gibt eben auch viel Lokalkolorit über die Keys von Hemingway bis hin zu der dort heimischen Pflanzenwelt. Sandy will einen Dünengarten anlegen, doch nicht jeder ist davon begeistert, besonders Immobilienplaner nicht. Schließlich tummeln sich in Florida viele Snowbirds. So werden Senioren genannt, die in dem Bundesstaat überwintern und in Sylvia Lotts Roman nicht nur als Methusalems vorkommen.
Zu der Idee des Romans wurde die Autorin im Park der Gärten in Rostrup inspiriert. „Ich hatte vorher noch nie von Strandgärten gehört.“ Der Esther-Williams-Plot kommt aus Geschichten, wie sie in vielen Familien kursieren und die sie in ihrer Verwandtschaft gehört hatte. Überdies sehnte sie sich nach der „Fliederinsel“, in der sie auch dunkle Schicksalspassagen über die Besetzung Dänemarks durch die Nazis erzählt, auch nach einem leichteren Thema. „In den intensiven Schreibphasen durchlebt man ja alles mit“, erzählt sie über die Zeiten sehr konzentrierten Arbeitens, in denen sie sich selbst die Anzahl der täglich zu schaffenden Seiten diktiert. Sonst muss sie am Wochenende nachsitzen.
Diese Disziplin hält sie auch derzeit ein, wo sie zwischen den Lesungen auf einer ostfriesischen Insel ein bisschen Sonne tankt, aber schon an ihrem nächsten Roman schreibt. Das Thema wird noch nicht verraten, aber eines ist klar: Er spielt wieder in zwei Zeitebenen.
Doch zunächst freut sie sich auf die Lesung in Bad Zwischenahn. „Der direkte Kontakt zu den Lesern ist einfach sehr bereichernd“, erklärt sie, „und ich merke, mit welchen Passagen ich die Menschen besonders erreiche.“