BARDENFLETH - Es ist ein zauberhafter warmer Sommerabend, auf dem Hof Stalling beim Moorriemer Landcafé in Bardenfleth treffen die Besucher zur 5. Classic Night frühzeitig ein, noch ist Zeit für ein Gläschen Wein, für Small-Talk mit Freunden und Bekannten, in heiterer Stimmung ist man gespannt auf einen außergewöhnlichen Kulturgenuss. Zur Aufführung kommt die antike Legende einer großen Leidenschaft, und die endet, wie so oft in der Weltliteratur, mit Tod und Tragik, die Staatsräson triumphiert über eine große Liebe.
Bevor Henry Purcells Oper in drei Akten „Dido and Aeneas“ , inszeniert von der Oldenburger Figurenoper, die vielen Zuschauer in der Hofdiele in Entzücken versetzt, stimmt das Kammerorchester St. Anna Bardenfleth unter der Leitung von Thomas Bönisch ausgewählte Sätze aus Purcells „Spielmusik zum Sommernachtstraum“ an, mit ihrer Interpretation „La Follia“ von Corelli erspielt sich die Flötensolistin Ulrike Folch einen begeisterten Beifall.
Oper ist nicht gleich Oper – in diesem Fall ist „Oper“ eine facettenreiche Variante aus Orchesterbegleitung Solo- und Chorgesang und Puppenspiel. Mit gemessenen Bewegungen hauchen Markus Wulf und Esther Vorwerk den zartgliedrigen und so traurig wirkenden Puppen „Dido und Aeneas“ Leben ein, barocke Klänge begleiten die antike Handlung: Gott Zeus erteilt dem trojanischen Helden Aeneas den Auftrag nach Italien zu segeln, um ein neues Reich zu gründen. Auf ihrer Reise kommen die Trojaner nach Karthago, dort residiert Königin Dido, die, obwohl sie sich Ehelosigkeit geschworen hat, nach einem Gastmahl in den Helden verliebt. Mit finsterem Ränkespiel setzen eine Hexenschar und Gott Merkur alles daran, das Liebespaar auseinanderbringen, um so die Macht Karthagos zu brechen. Die Intrigen zerstören das Glück: Der erschütterte Held entsinnt sich seiner Pflichten und die Liebenden nehmen ihr Schicksal, das ihre persönlichen Wünsche nicht berücksichtigt, an und opfern ihr Glück. Dido stirbt an
gebrochenem Herzen und ihr Körper verschwindet ganz langsam unter dem rieselnden Sand ihrer nordafrikanischen Heimat.
Als der letzte Ton verhaucht, braucht das Publikum viele Sekunden, um sich aus der Ergriffenheit zu lösen, dann die Entspannung mit einem begeistertem Applaus für ein Opernerlebnis, das seinesgleichen sucht. Mit „Bravo“-Rufen dankt man den Puppenspielern, dem Kleinen Cäcilien-Chor, dem St. Anna-Orchester, den Solisten, dem Theater-Laboratorium, und nicht zuletzt dem respektablen Einsatz der Bardenflether Familie Stalling.