Vor fast genau 20 Jahren hat sich Manuela Müller (45) entschlossen, sich mit einer Häuslichen Krankenpflege selbstständig zu machen. Ihr Nachname „Müller“ ist für viele noch etwas ungewohnt. Bekannter ist sie sicherlich unter ihrem Mädchennamen Manuela Scharbau. Aufgewachsen ist Manuela Scharbau in der Nähe von Oldenburg, aber nicht „unser“ Oldenburg, sondern Oldenburg in Holstein.

In der ländlich geprägten Region gab es für die Freizeitgestaltung nicht allzu viele Alternativen. „Reiten war überhaupt nicht mein Ding“, erzählt mir Manuela. Dafür aber spielte sie mit Begeisterung Fußball. Hier schaffte sie es sogar bis in die Landesauswahl in Kiel. Gleichzeitig wurde Manuela ein großer Fan des SV Werder Bremen. Hat Manuela mittlerweile die Fußballschuhe an den berühmten Nagel gehangen, so ist sie Werder treu geblieben. „Bei unseren Familientreffen geht es immer hoch her. Dort habe ich es mit Fans vom HSV und auch von Bayern München zu tun“, erzählt sie lächelnd.

Viele Schüler wissen selbst nach ihrem Schulabschluss nicht, was sie einmal werden wollen. Manuela dagegen war schon mit vier Jahren klar: „Ich will Krankenschwester werden!“ Nach dem Realschulabschluss begann sie ihre Ausbildung in ihrem Heimatort Oldenburg. Schnell merkte Manuela, als OP-Schwester fühlte sie sich besonders wohl. Auch nach ihrer Ausbildung blieb sie dieser Klink treu. Wie in vielen Arztromanen zu lesen, verliebte sich auch Schwester Manuela in einen Oberarzt. Als der Mediziner an die Städtischen Kliniken in Delmenhorst wechselte, ging sie mit. „Zuerst hatte ich viel Heimweh. Zuhause war ich in fünf Minuten an der Ostsee und das habe ich doch sehr vermisst“, erinnert sich Manuela noch genau.

Auch in Delmenhorst assistierte sie den Ärzten bei den Operationen. „Dieses Miteinander war toll, jeder verlässt sich hier auf jeden“, schwärmt sie noch heute. An eine Operation erinnert sie sich noch ganz genau, denn da stand sie 16 Stunden ununterbrochen im Operationssaal. 1995 gab es im Operationsbereich einen Personalwechsel. „Die Stimmung untereinander war nicht mehr so gut wie vorher. Das war für mich der Moment, etwas Neues anzufangen“, erklärt mir Manuela.

Eine ehemalige Kollegin hatte sich mit einem Pflegedienst bereits selbstständig gemacht. Sie und ihr Lebensgefährte, der in der Zwischenzeit seine eigene Praxis hatte, bestärkten Manuela in ihrem Vorhaben. „Mein Bauchgefühl sagte mir: Okay, ich wage diesen Schritt.“

Sie sollte es nicht bereuen, weder beruflich noch privat. Am 1. Oktober 1995 war es soweit. Sie startete als ein „Eine-Frau-Betrieb“, und ihre private Wohnung in Rethorn war gleichzeitig die Firmenadresse. „Es ging gleich gut los, und gerade am Anfang stand mir mein Lebensgefährte mit guten Ratschlägen zur Seite.“ Gleichzeitig machte sie in Wochenendseminaren eine Ausbildung. 1996 übernahm sie den Pflegedienst einer Kollegin. „Ich hatte bisher alleine gearbeitet und übernahm zwei Mitarbeiterinnen. Ich war von heute auf morgen Arbeitgeberin und hatte davon keine Ahnung“, gesteht Müller.

Das hat sich geändert, denn heute hat sie 16 Mitarbeiter – davon sind vier Auszubildende. „Obwohl ich viel mit Verwaltung und Organisation zu tun habe, gehe ich regelmäßig zu unseren Patienten.“ Seit einem Jahr ist sie zusätzlich Fachkraft für Palliative Care. Nicht „nur“ beruflich, auch privat wurde es bei Manuela Müller nie langweilig: erst die Geburt ihrer Zwillinge Katharine und Jannik (9 Jahre), dann die Trennung von ihrem Lebensgefährten.

2008 suchte sie eine Pflegedienstleitung. Zu ihrer Verwunderung war unter den Bewerbern auch ein Mann mit Namen Michael Müller. „Ich fand ihn ganz nett und sympathisch“, erzählt Manuela mir lächelnd. „Da seine beruflichen Qualifikationen sehr gut waren und ein Mann im Team fehlte, habe ich Herrn Müller eingestellt.“ Aus einem einfachen Arbeitsverhältnis wurde mehr, denn seit vier Jahren sind Manuela und Michael ein Paar, und im August 2014 wurde geheiratet. „Uns gefällt das sehr gut, dass wir praktisch rund um die Uhr zusammen sind“, so Manuela Müller.

Bereut hat sie ihren beruflichen Schritt vor 20 Jahren nicht. „Allein schon, dass wir von unseren Patienten sehr viel Dankbarkeit zurückbekommen. Dafür lohnt sich unsere Arbeit und es macht sie so schön. Mit vielen Patienten sind wir per Du und sind mit der Zeit so etwas wie Freunde geworden“, erzählt mir Manuela Müller. Dass sie dabei relativ wenig Freizeit hat, nimmt sie gerne in Kauf. Besonders glücklich ist Manuela, wenn ihre neunjährige Tochter jetzt schon sagt: „Mama, ich will später auch Krankenschwester werden und werde dann euren Laden übernehmen!“

Manuela Müller, Leiterin der Häuslichen Krankenpflege in Elmeloh