Berlin - Der Mann der Bundeskanzlerin wird von Terroristen entführt. Um ihre Forderung zu unterstreichen, schneiden die üblen Entführer dem armen Herrn eine Hand ab und schicken diese der Kanzlerin zu. Übrigens heißt der Kanzlergatte nicht Sauer, sondern Süß. Aber sonst wirkt die Szenerie, die der Berliner Schriftsteller Christian von Ditfurth (66) in seinem neuen Roman „Ultimatum“ entwirft, erschreckend realistisch. Natürlich ist er erfahrener Autor genug, um sich einige dichterische Freiheit herauszunehmen: Der Mann der Kanzlern wurde entführt – aber bis zur Entführung fehlen im Tagesablauf ein paar Stunden des Herrn, und die Kanzlerin nimmt ihren Gatten später ins Verhör, denn da war doch was mit einer jungen Frau....
Autor Ditfurth ist gewieft. Er langweilt uns nicht über Seiten hinweg nur mit Action oder einer reinen Kriminalhandlung, die in diesem Buch am Ende fast weltumspannend wird. Er unterhält uns vielmehr im besten Sinne. Er streut auch ein wenig Ironie ein, ohne den eigentlichen Spannungsbogen aus den Augen zu verlieren, was bei der Vielzahl der Handlungsorte von Paris über Berlin bis Moskau, nicht ganz leicht ist.
Letztlich, nach der Entführung auch der französischen Präsidentengattin, geht es um ein ganz großes und gefährliches Ding – das erstaunlicherweise nur ein kleiner Berliner Kommissar und geistiger Kombinierer lösen kann: Eugen de Bodt, den wir schon aus anderen Romanen kennen und der so gern philosophische Zitate in seine Gespräche einstreut, dass man als Intellektueller blass vor Neid wird. Auch, weil er oft direkt mit der Kanzlerin telefoniert.
Der schön dicke Thriller liest sich so weg, über den Stil muss man, wie so oft bei Krimis, zuweilen hinwegsehen. Ditfurth hat sich einen Namen durch Spannungsromane und alternativhistorische Bücher gemacht, deren bestes ist bis heute „Der 21. Juli“ über ein gelungenes Hitler-Attentat. Klingt unwahrscheinlich? Was ist schon unwahrscheinlich in einer Welt, in der ein Präsident die Insel Grönland kaufen will?