Bremen Der Bremer Donat-Verlag ärgert sich über den Hamburger Verlag Hoffmann und Campe. „Dort konnte man wissen“, so der Bremer Verleger Helmut Donat (68), dass der 2014 im Donat-Verlag erschienene Roman von Wilhelm Lehmann (1882–1968) denselben Titel trägt wie das jetzt aus dem Nachlass von Siegfried Lenz (1926–2014) veröffentlichte Buch „Der Überläufer“. Donat wirft Hoffmann und Campe nun „unfaires Geschäftsgebaren“ vor. Lehmann sei der erste Deutsche gewesen, der einen Überläufer zum Romanhelden gemacht habe, so Donat. Lehmanns Buch entstand zwischen 1925 und 1927 und erzählt die Geschichte eines Deserteurs im Ersten Weltkrieg. Es wurde aber erst 1962 veröffentlicht.
Ein Jahr nach dem Tod von Lenz 2014 war im Nachlass das fertige Manuskript „Der Überläufer“ aus dem Jahr 1951 gefunden worden. Lenz und sein Verlag könnten, so Donat, für den Titel und die Behandlung des Themas Desertion keine Originalität beanspruchen. Zudem hätten sich Lenz und Lehmann gekannt, was man hätte erwähnen können. Juristisch will Donat aber nicht gegen Hoffmann und Campe vorgehen.
Günter Berg von der Lenz-Stiftung betont, dass es keinen Grund gab, einen Roman zu erwähnen, von dem Lenz nachweislich keine Kenntnis genommen habe. Es habe keine Beeinflussung gegeben. So ist auch, sagt Berg, „nichts zu erläutern“. Zudem sei nur Platz für einen knappen Entstehungskommentar im Lenz-Buch gewesen: „Da wollte ich nicht schreiben, womit der Lenz-Roman garantiert nichts zu tun hat.“