BREMEN Schwarz wie ihre Seele ist auch der Bühnenraum, durch den die „Hedda Gabler“ im Schauspielhaus Bremen wandelt. Vor einer dunklen Wand, die von Christian Kiehl spärlich hingestellt wurde, nimmt Henrik Ibsens böses Ehedrama von 1890 Gestalt an. Meist geht es behutsam und leise zu – als ob ein Grauschleier über dem Ganzen hängen würde.
Diese Tesmans sollen in der Inszenierung von Sebastian Schug junge Akademiker von heute sein. Zwischen einem Ledersofa und Umzugskartons sind sie in ein unpassendes Leben eingezogen. Ein Klavier dient als letztes bürgerliches Statussymbol, auf dem die Dame des Hauses Blues klimpert. Eine gewisse Indifferenz ist bei allen Aktivitäten gegenwärtig.
Franziska Schubert darf in der Titelrolle weit weniger boshaft sein, als die Vorlage anlegt. Adrett, verträumt grinst diese eher brave Hedda vor sich hin. Der Abgrund ihrer Bosheit tut sich nur zögerlich auf. Ihr Gatte, der lahme Bücherwurm Jorgen, ist mit Sven Fricke gut besetzt. Als humoristischer Kindskopf überzeugte dieser ja schon oft. Hier nun tritt Fricke als schusseliger Normalo-Student auf. Völlig klar, dass seine Frau sich einen richtigen Kerl wünscht.
Doch die Regie von Sebastian Schug findet schwerlich den Mittelweg zwischen verspielter Auffrischung und inhaltlicher Durchdringung der Vorlage. Wenn Gabriele Möller-Lukasz als Tante zunächst mit historischer Kostümpracht durch die Szene geschickt wird, hilft auch ihr gutes Spiel wenig, um die Schwächen der Regie zu kaschieren. Es fehlt an Plausibilität für so manche Handlung. Auch Susanne Schrader als Frau Elvstedt muss aufgrund dieser diffusen Spielführung verlegen vor sich hin kichern.
Szenische Besserung naht, wenn Guido Gallmann als Hausfreund hereinspaziert. Oder wenn mit Lövborg die eigentliche Kraftfigur des Stückes in Erscheinung tritt: Der geniale Schriftsteller wird kraftvoll von Glenn Goltz gespielt. Ohne diesen wunderbar rotzig aufspielenden Goltz wäre wohl die gesamte Aufführung sachte verplätschert.
Karten: 0421/365 33 33
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