Düngstrup/Emstek - Die königsblaue Robe passt wie angegossen: Hergen Stolle, Vorsitzender des Heimatvereins Düngstrup, wird beim diesjährigen Gogerichtstag am Samstag, 29. Juni, ab 11 Uhr in Emstek (Kreis Cloppenburg) die Rolle des Gografen und Gerichtspräsidenten übernehmen. Zum ersten Mal seit acht Jahren hat der Heimatverein wieder die Patenschaft für die historische Gerichtsverhandlung übernommen.
Das Gogericht wurde erstmals am 25. Januar 1322 urkundlich erwähnt, als das Gericht unter der Ägide des Bischofs von Münster tagte. Das Gericht war damals für sechs Pfarreien zuständig, später kam Wildeshausen dazu. Im Jahr 1652 soll das Gogericht nach Vechta verlegt worden sein. Im Jahre 1803 endete offiziell die Herrschaft des Bistums Münster.
Die „Interessengemeinschaft Altes Gogericht auf dem Desum“ versucht mit einem jährlichen Gogerichtstag die Erinnerung an jene Zeit wachzuhalten, wie Vorsitzender Georg Meyer-Nutteln sagte. Zwei Fälle, ein historischer und ein aktueller, werden nachgespielt. Die beteiligten Heimatvereine stellen insgesamt 24 Schöffen; vier kommen aus Düngstrup.
„Ich freue mich ganz besonders, dieses Amt ausüben zu dürfen“, sagte Stolle, als ihm Meyer-Nutteln Dienstagabend vor dem Gogericht-Gedenkstein an der Wildeshauser Alexanderkirche das blaue Gewand und das Regiebuch überreichte. Mit dabei Schriftführer Meik Fangmann, Bürgermeister und Gildegeneral Jens Kuraschinski, dessen Adjutant Günter Vorberger, Gilde-Oberst Willi Meyer und Rolf Ellerhorst, Gogerichts-Beauftragter des Heimatvereins. Es gebe eine lange Verbindung zwischen der Stadt, der Schützengilde, dem Heimatverein und der Gogericht-Interessengemeinschaft.
Stolle wird bei der Verhandlung unterstützt von der Speelkoppel des Heimatvereins. Pro Woche seien zwei Proben angesetzt, berichtete der 51-jährige Verwaltungsangestellte. Auch eine Generalprobe auf dem Thingplatz, Zum Gogericht in Emstek, sei geplant. Bei dem historischen Rechtsstreit geht es um den Diebstahl von Bienenkörben. Der aktuelle Fall befasst sich mit der Meinungsbildung in der Politik, wie Meyer-Nutteln verriet. Außerdem solle eine verdiente Persönlichkeit geehrt werden. Stolle hofft, dass sich viele Zuschauer aus Wildeshausen und umzu auf den Weg machen, um das Spektakel auf dem Desum zu erleben. Für die Signale zeichnen Jagdhornbläser aus Emstek und Wildeshausen verantwortlich. Übrigens: Stolle selbst stand nach eigenen Angaben noch nie vor Gericht.