Eversten - Heute Kanada, morgen die Niederlande, dann nach Venezuela, weiter nach Libyen und Syrien, zwischendurch auch mal nach England: Abwechslungsreich ist der Lebensweg von Gabi Gebken allemal – multikulturell und bunt. Genauso wie ihre Bilder. Einige davon zeigt sie am Osterwochenende in der traditionellen Ausstellung der Oldenburger Künstlergruppe. Sechs Meter Platz bekommt auch sie dort für ihre Kunst. Dabei hätte sie doch so viel zu zeigen. Das beweist allein ein Rundgang durchs Eigenheim in Eversten. An Wänden, auch draußen, und bis unters Dach begegnet man der Vielfalt.
An Technik interessiert
Im Elternhaus ihres Mannes wohnen Gabi und Thomas Gebken nun seit acht Jahren. Davor waren sie 30 Jahre lang in der Welt unterwegs. „Das lag am Beruf meines Mannes. Er ist Erdölingenieur“, erklärt die 63-Jährige. Im Studium hatte sich das Paar kennengelernt, verliebt und schließlich geheiratet. Die technikinteressierte Gabriele aus Helmstedt wollte Maschinenbauingenieurin werden. Wurde sie auch, fand dann aber nach Beendigung ihres Studiums als junge Frau ganz andere Aufgaben. Sie wurde Mutter. Zwei Kinder zogen sie und ihr Mann groß, während es sie durch die verschiedenen Länder trieb.
1981 in Kanada sei es gewesen, da habe sie mit der Kunst begonnen, erzählt Gabi Gebken. „Mit der Aquarellmalerei.“ Die Anfängerin nahm Unterricht. Im Laufe der Jahre folgten zahlreiche Mal- und Zeichenkurse in den verschiedenen Ländern. „Ich ließ mich ausbilden. Aber eben nicht am Stück, sondern mit Unterbrechungen.“
Heute empfindet Gabi Gebken ihre Aquarelle aus der Anfangszeit als „brav“. Sie habe damals bereits existierende Motive abgemalt. Später dann wechselte sie ihre Arbeitsweise. „Ich male nur nach eigenen Motiven, die ich fotografiert habe.“ Da kann es dann schon passieren, dass sie während einer Autofahrt ihren Mann mit einem Aufschrei zum Stoppen zwingt, weil sie am Straßenrand eine künstlerisch interessante Szene entdeckt hat. So entstanden ist zum Beispiel ein Bild mit Kühen, das den Treppenaufgang im Haus ziert. Rosa- und Hellblautöne bringen Farbe ins Motiv. Aber Gabi Gebken kann auch anders.
Mit kräftigen Farben zum Beispiel. „Mein Stil hat sich geändert, als wir nach Nordafrika und in den Orient kamen. Der Umbruch kam in Libyen“, schildert die 63-Jährige. Sie habe mehr Farben benutzt und sei lockerer geworden.
Ob gegenständlich oder abstrakt: Gabi Gebken mag dies wie das. „Manches entsteht einfach. Ich weiß am Anfang nicht, wohin es führt“, beschreibt sie. Ihr sei es auch passiert, dass sie farbenprächtig begonnen habe, dann aber immer dunkler geworden sei. „Das war bei einem Schicksalsschlag in der Familie.“ Die Rückkehr nach Deutschland habe ihr erst bewusst gemacht, was sie in all den Jahren gelernt habe, erzählt Gebken. Der Betrachter ihrer Bilder erkennt den Einfluss der verschiedenen Kulturen. Ob es nun Moscheen sind oder die Münzgasse in Dresden.
Mischung macht’s
Gabi Gebken malt mit Acryl, sie mischt Techniken, bügelt auch mit buntem Wachs (Enkaustik) und benötigt manchmal Materialien, die andere wegwerfen – oder die aus der Natur stammen. Einen Koffer Treibholz hat sie mal von Sizilien mitgebracht. Dort wohnt die Tochter, den Sohn hat es nach Florida verschlagen. Das Kunstwerk, das aus dem Holz entstanden ist, hat Gabi Gebken vom Küchenfenster aus im Blick.
Die Künstlerin verwendet durchaus auch alte Scharniere oder Pappen. Sogar aus dem früheren Küchenrollo wurde Kunst: eine Kaffeehausszene – gegenständlich. „Das ist ja auch Leinwand“, sagt die 63-Jährige, die die Vielseitigkeit mag, aber auch die Herausforderung schätzt.
Konstanten sind ihre Familie und die Kunst. Aber auch die Oldenburger Künstlergruppe: „In der habe ich eine Heimat gefunden.“