Köln - Suizid-Präventionsexperten warnen vor einer US-amerikanischen Online-Serie über die Selbsttötung einer jungen Frau. Es sei „unverantwortlich“, dass die Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ bereits für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben sei, kritisierte die Projektleiterin der Online-Beratungsstelle U25, Anna Gleiniger, am Donnerstag im Gespräch mit dem Kölner domradio. Angehörige sollten mit den jungen Zuschauern über die Serie sprechen „und das nicht einfach so stehen lassen“, so die Beraterin.

Scharf kritisierte sie die detaillierte und romantisierende Schilderung der Suizid-Szene. Die Protagonistin werde heroisiert, so dass sich junge Menschen sehr gut mit ihr identifizieren könnten, sagte Gleiniger. „Das Ganze wird eher wie ein Spiel dargestellt.“ Auch sei vielen Zuschauern der rein fiktive Charakter der Serie nicht bewusst. Die vor jeder Folge eingeblendeten Warnhinweise seien viel zu kurz.

Im schlimmsten Fall rege die Serie zum Nachahmen an, mahnte die Projektleiterin. „Jugendliche, die eventuell selber schon Suizidgedanken haben oder mit dem Thema schon mal in Berührung gekommen sind oder gerade selber Probleme in der Schule haben, fühlen sich darin vielleicht bestätigt.“ Auch würden in der Serie keine wirklichen Lösungsangebote aufgezeigt. „Es gibt am Ende nur diesen einen Lösungsweg und zwar den Suizid. Suizid kann aber nie die Lösung sein. Dass diese Serie das so darstellt, als ob der Suizid der einzige Ausweg wäre, ist sehr schlimm.“

Gleiniger riet, mit den jungen Zuschauern über die Serie zu reden und sie ernst zu nehmen. „Also, genau das Gegenteil von dem, was in der Serie gezeigt wird, wo der Suizid als ein Spiel dargestellt wird“, so die Beraterin. „Wenn jemand Suizidgedanken äußert und sagt, dass es ihm nicht gut geht, dann muss man das auf jeden Fall ernst nehmen. Das können wir alle im Alltag üben und einfach etwas genauer auf unsere Mitmenschen achten.“