Falkenburg/Delmenhorst - Der Weg ist das Ziel – und manchmal muss erst ein Stück des Weges beschritten sein, bevor sich der weitere Weg auftut: Das jedenfalls gilt für das inklusive Theaterprojekt „Die Falkenburger Dorfmusikanten“, das seit knapp einem Jahr im Dorfpark Falkenburg immer konkretere Formen annimmt und am Freitag, 10., und Samstag, 11. Mai, jeweils 19 Uhr, im Kleinen Haus in Delmenhorst auf der Bühne zu erleben ist.
„Wir mussten dicke Bretter bohren“, sagt Ute Wessels, Inhaberin der gleichnamigen Tanzschule im Dorfpark Falkenburg und Leiterin des Theaterprojekts, über die Anfänge im Sommer 2017. Die Herausforderung bei der Akquise von Mitwirkenden habe darin bestanden, einerseits das neuartige Konzept darzustellen und auf der anderen Seite auch Unsicherheiten und Ängste abzubauen.
Premiere für Pädagogin
Erfahrungen mit großen Tanztheaterprojekten hatte Ute Wessels bereits vielfach gesammelt und als Tanz- und Kunstpädagogin hatte sie auch mit Menschen mit Einschränkungen gearbeitet. Aber beides zusammen – ähnlich wie es das Bremer Blaumeier-Atelier mit großem Erfolg kombiniert – das war auch für sie neu.
„Wir hatten einen Zeitrahmen, aber mussten immer wieder schauen, wo der Weg hingeht“, sagt Ute Wessels über die Proben mit den Schauspielern, die sie als „anders begabt“ beschreibt. „Sie haben uns bei den Proben vielfach überrascht.“ Immer wieder seien Teilnehmer über sich hinausgewachsen.
Das bestätigt Michael Köstens, Regionalleiter der Norle gGmbH, aus deren Wohngruppen einige der Teilnehmer stammen. Er hat die Proben von Anfang an begleitet – und sei, wie er berichtet, immer mehr „zum Fahrer degradiert“ worden. Hätten die Schauspieler anfangs noch seine Unterstützung benötigt, so sei er nach und nach „überflüssig geworden“.
Im Stück ist Köstens die Zweitbesetzung für die Rolle des Hahns – für den Fall, dass der eigentliche Darsteller am zweiten Abend abgelöst werden müsste. Aber der Heilerziehungspfleger glaubt nicht, dass er überhaupt zum Einsatz kommen wird. „Die Teilnehmer identifizieren sich komplett mit ihren Rollen. Es wird über nichts anderes mehr geredet!“
Bei den beiden Aufführungen wird das Publikum nicht nur ein hochmotiviertes Ensemble erleben, sondern auch eine moderne Adaption der „Bremer Stadtmusikanten“. „Wir haben moderne Alltagssprache integriert“, erklärt Ute Wessels, „und manche Begriffe in leichte Sprache übersetzt.“ Und das Märchen werde erweitert: um Musik, Tanz und bunte Farben.
Mehr als 20 Tänzer
Kulissen und Kostüme sind ebenfalls in der Gruppe entstanden. Hatte sich anfangs noch etwa ein Drittel der Teilnehmer nur eine Aufgabe hinter den Kulissen vorstellen können, so ist die Scheu vor dem Rampenlicht inzwischen gänzlich gewichen: „Jetzt stehen alle auf der Bühne!“, berichtet Ute Wessels freudig. Und nicht nur die 20 Schauspieler treten auf: Ins Stück integriert sind auch elf Tänzerinnen der Gruppe „First Try“, die zuletzt bei den Ganderkeseer Büttenabenden begeisterte, sowie zehn Hip-Hop-Kids aus der Tanzschule.
Unterstützung erhält das Projekt von privaten Spendern, der EWE-Stiftung, die Volksbank Vechta sowie vom Kulturbüro der Stadt Delmenhorst. Letztere stellt das Kleine Haus zur Verfügung und möchte – falls der Wunsch der Teilnehmer nach einer Fortführung des Theaterprojekts wahr würde – auch künftig mit im Boot sein. „Falls es eine weitere Produktion gäbe, könnten wir uns gut vorstellen, die Bühne wieder zur Verfügung zu stellen“, sagte Ann-Katrin Albers vom Kulturbüro. Als Schirmherr unterstützt darüber hinaus Dr. Johann Böhmann, ehemaliger Leiter der Delmenhorster Kinderklinik, das Theaterprojekt.Karten für die 70-minütigen Aufführungen gibt es für 8 Euro im Kulturbüro im Delmenhorster Rathaus.