Oldenburg - Gerade sollte der Kartenvorverkauf starten, nun der Schock: Das Freifeld Festival wird nicht wie geplant vom 14. bis zum 16. August auf dem Klostergelände Blankenburg stattfinden. Das haben die Organisatoren vom Freifeld Verein am Montagmorgen bekanntgegeben. Zwischen ihnen und den Eigentümern des Klosters, Wolfgang Schwerdt Immobilien in Oldenburg, war es wegen des Festivalprogramms zur Aufarbeitung der dunklen Geschichte des Ortes zum Zerwürfnis gekommen.

Die Erwartungen waren hoch. Anfang April hatten sich alle Beteiligten darauf verständigt, es besser zu machen als im Jahr zuvor, als die damaligen Besitzer von der Hamburger TAG Immobilien GmbH die Aufführung des Theaterstücks „Blankenburg“ verhinderte. Erst Anfang Juni hatte Wolfgang Schwerdt, dem das Kloster gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Kathrin Helms von Schwerdt-Immobilien inzwischen gehört, gegenüber der NWZ gesagt: „Das Freifeld-Festival vom 14. bis zum 16. August wird auf jeden Fall stattfinden.“ Gegenüber NWZonline hatte Kathrin Helms hinsichtlich der geschichtlichen Aufarbeitung im April betont: „Wir haben keine Bedenken. Uns ist wichtig, dass der Ort nicht in Vergessenheit gerät, dass es weitergeht mit Blankenburg.“

Umso überraschender nun die Kehrtwende. „Wir haben zusammen mit den Organisatoren entschieden, dass das Festival nicht am Kloster Blankenburg stattfinden wird“, sagt Kathrin Helms nun. Es habe Meinungsverschiedenheiten bei Absprachen gegeben, auch seien Absprachen nicht eingehalten worden.

Hauptgrund für die Absage sei aber, dass Schwerdt-Immobilien das Gelände durch die Thematisierung der Geschichte, etwa durch historische Führungen, in ein negatives Licht gerückt sieht. Warum, will Kathrin Helms gegenüber NWZonline nicht näher erklären. Ist die mögliche Nutzung durch Flüchtlinge ein Grund für die Absage? Dazu will Schwerdt-Immobilien nichts sagen.

Kathrin Windheuser von der Festivalleitung sagt dazu: „Für uns ist eine Veranstaltung an einem besonderen Ort wie Blankenburg nur möglich, wenn wir uns der Historie des Ortes öffnen und uns, nicht nur aber auch, inhaltlich mit der Geländegeschichte und der aktuellen Entwicklung auseinandersetzen sowie unser Programm unabhängig kuratieren können.“ In diesem Punkt könnten sie als Veranstalter des sozio-kulturellen Festival nicht kompromissbereit sein. Einzelne Programmpunkte, wie zum Beispiel die historische Geländeführung, dürften nicht einfach gestrichen werden.

Hintergrund: Kloster Blankenburg für Flüchtlinge im Gespräch, NWZ, 2. Juni 2015

Hintergrund: „Blankenburg wird zum Freifeld“, NWZonline, 11. April 2015

Hintergrund: „Hier hat selbst Gauck nichts zu melden“, NWZ, 1. April 2014

Hintergrund: Kinder starben Hungertod in Blankenburg, NWZ, 24. Juli 2014

Eine bittere Enttäuschung bedeutet das Aus für die Organisatoren. „Diese Situation war für das gesamte Team nicht absehbar, trifft uns mitten in den letzten Zügen der Vorbereitungen, und wir sind nicht nur deshalb zutiefst bestürzt”, sagt Max Wolfs aus der Programmgruppe des Freifeld Festivals. „Unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit und Herzblut sind in den letzten Monaten in dieses Projekt geflossen, und es ist schmerzhaft, in diesem Jahr das Festival nicht realisieren zu können.“

Nun müssen sich die Organisatoren auch mit dem finanziellen Schaden auseinandersetzen, der etwa durch Forderungen von bereits gebuchten Künstlern entstehen könnte. „Wir müssen jetzt sehen, was es alles mit sich bringt, so ein Festival abzuwickeln“, sagt Henning Stockmann vom Verein Freifeld. Genauere Zahlen gebe es dazu noch nicht.

Die Stadt Oldenburg hatte bis zuletzt versucht, einen neuen Standort in Oldenburg zu finden. „Wir haben mehrere Gelände geprüft, doch eine Lösung war in der Kürze der Zeit nicht möglich“, sagt Stadtsprecher Reinhard Schenke. Der Fliegerhorst etwa sei wegen der Belastung durch Kampfmittel ausgeschieden. „Wir wollen die Freifeld-Organisatoren dabei unterstützen, frühzeitig nach einem neuen Standort für das Festval im kommenden Jahr zu suchen“, stellt Schenke in Aussicht.

Auch die Oldenburgische Landschaft, die das Festival mit Landesmitteln unterstützt, bekennt sich weiter zum Freifeld. „Wir finden das sehr schade. Das war eine tolle Veranstaltung in den vergangenen beiden Jahren. Wir stehen zu unserer Förderung, unabhängig vom Standort, und drücken die Daumen fürs nächste Jahr“, sagt Dr. Geschäftsführer Michael Brandt.

Lade ...

Ihr habt lange nichts mehr von uns gehört - und das hat einen traurigen Grund: Wir müssen das Freifeld Festival 2015 auf...

Posted by Freifeld Festival on Monday, June 29, 2015
Timo Ebbers
Timo Ebbers Online-Redaktion (Ltg.)