Navigation überspringen
nordwest-zeitung
Abo-Angebote ePaper Newsletter App Prospekte Jobs Immo Trauer Shop

Tradition Galionsfigur soll Botschaft verkünden

Elsfleth - Mit vereinten Kräften hievt das Team von Schiffseigner und Kapitän Cornelius Bockermann mit dem Künstler Claus Hartmann den hölzernen Rumpf einer Frau aus dem Auto und trägt ihn zum Schwimmponton. Dort ist auf der Elsflether Werft der Zweimastschoner Avontuur festgemacht.

Claus Hartmann, Künstler Bildhauer und Restaurator vom Harriersand, hat für Bockermanns Schiff eine Galionsfigur geschaffen. Rund 1,70 Meter hoch und etwa 150 Kilogramm schwer ist die Figur, die eine Frau, die in ein Muschelhorn bläst, darstellt. Walnussholz hat der Künstler dafür verwendet. „Weil es sehr hart ist“, sagt er. „Das war eine ganz schöne Quälerei mit den Maschinen. Ich musste sie ständig nachschleifen“, erzählt Hartmann weiter.

Eine Quälerei ist es für die sechs Männer auch, die hölzerne 150-Kilo-Frau vom Ponton auf das Gerüst am Bug des Schiffes zu bringen. An Gurten ziehen sie die Figur hoch. Zwei Mann klettern an Bord des Schiffes und ziehen die Gurte an. Zwei weitere Teammitglieder versuchen, den Schiffsbug in Position zu halten, während die anderen die Holzfigur anheben, um sie an ihrem Platz zu befestigen.

Nur wenige Millimeter

Doch die Öffnung, die Hartmann am Rücken der Figur für die Aufhängung eingearbeitet hat, ist um wenige Millimeter zu schmal. „Dann hole ich jetzt mal die Kettensäge“, sagt Hartmann gelassen. Denn dafür war der Termin gedacht. Die Galionsfigur sollte angepasst werden. In den nächsten Tagen will der Künstler sie fertigstellen.

Hartmann hat unter anderem die Galionsfigur der Lissi restauriert. Die „Frau mit Muschelhorn“ ist seine 39. Galionsfigur. Der Entwurf stammt von seiner Frau, ebenfalls Künstlerin. Ihr Entwurf habe sofort überzeugt, erzählt der Eigner. „Wir wollen mit dem Schiff eine Botschaft verbreiten“, sagt er. Bockermann, der in Elsfleth Nautik studierte, war mit seiner eigenen Reederei jahrelang in der Schifffahrt tätig.

Nun will er sich an dem Profitdenken, das die Seeschifffahrt beherrsche, nicht mehr beteiligen, sagt er. Die Umweltprobleme, die durch CO 2 -Emissionen und Schweröle verursacht würden, treten völlig in den Hintergrund, bedauert Bockermann. Die Idee, Frachtschiffe wieder per Wind und Segel zu bewegen, ist nicht neu, doch Bockermann will sie nun in die Tat umsetzen. 2014 gründete er mit seinem Sohn das Projekt Timbercoast. Ziel ist es, mit dem Segelschiff einen Liniendienst aufzubauen, der den nahezu schadstofffreien Transport von Gütern ermöglicht.

Den Zweimastschoner, der 1920 vom Stapel lief, kaufte Bockermann 2014. Auf der Elsflether Werft soll das Schiff in seine Ursprungsform zurückgebracht werden. Denn der Segler wurde mehrfach umgebaut. „Wir sind der Elsflether Werft sehr dankbar, dass wir die Halle mieten konnten“, sagt Bockermann. Arbeiten, die das Team ausführen darf, machen die freiwilligen Helfer selbst. „Aber es gibt natürlich Arbeiten, die nur von zertifizierten Kräften durchgeführt werden dürfen, die übernimmt die Werft“, sagt der Schiffseigner.

Späne fliegen

Inzwischen schmeißt Hartmann den Motor seiner Kettensäge an. Die Späne fliegen. Das Team schaut wie gebannt zu, bis es endlich soweit ist. Im zweiten Versuch läuft alles glatt. Mit vereinten Kräften bringt das Team die Figur an ihre Position. Die „Frau mit Muschelhorn“ passt, und Künstler und Eigner betrachten stolz ihr Werk.

Merle Ullrich
Merle Ullrich Redaktion Brake
Themen
Artikelempfehlungen der Redaktion

„BIKE & INLINER“ IN OLDENBURG Etliche genießen die große Abschlussfahrt bei Sonne

ENERGIEWENDE 15 neue Windkraftanlagen in Schortens geplant

Oliver Braun Schortens

VERFOLGUNGSFAHRT IN SILLENSTEDE Passanten springen vor Raser in Sicherheit

Sillenstede

WANGEROOGE BALD SAMTGEMEINDE? Politisch nicht zum ersten Mal in schwerer See

Theo Kruse Wangerooge

WOCHENMARKT-TAGE IN JEVER Feilschen um den Dienstag

Dietmar Reck Jever