Friesoythe - Friesoyther Chöre sangen beim Weihnachts- und Benefizkonzert am Freitagabend in der St.-Marien-Kirche zugunsten der Flüchtlinge in Friesoythe. Musikalisch gestaltet wurde der Abend vom Frauenchor und dem Männergesangverein (MGV), beide unter dem Dirigat von Wilhelm Fleming, dem Kirchen-Chor unter der Leitung von Gerold Fuhler und dem Motetten-Chor mit Heinrich kl. Siemer am Dirigentenpult. Der ausgezeichnete Besuch verdeutlichte, wie sehr die Friesoyther Musikliebhaber die wohltätige Aktion zugunsten der Schutzsuchenden unterstützen.
Der Erlös der Veranstaltung kommt der Flüchtlingsarbeit des Café International der Kirchengemeinde St. Marien zugute. Diakon Eckehard Drees begrüßte die Akteure und das Publikum und kündigte dem Publikum an, durch weihnachtliche Klänge verzaubert zu werden. Zudem verdeutlichte er die christliche Pflicht, geflüchteten Menschen zu helfen. Nicht ohne Grund würden Menschen ihre Heimat verlassen und sich auf eine lebensgefährliche Flucht begeben. Er warnte vor einer ablehnenden „Das-Boot-ist-voll-Mentalität“. Drees dankte den Chören für ihre Initiative, helfen zu wollen, denn im Café International gebe es „viel Herzlichkeit, aber wenig Geld“.
Die ganze Dramatik von Flucht und Neuanfang wurde spürbar, als Diakon Cong Tru Nguyen, der vor 35 Jahren aus Südvietnam flüchtete und nach Friesoythe kam, seine ergreifenden Fluchterlebnisse sowie sein Leben in der neuen Heimat schilderte. Mit drei Geschwistern kam er als 17-jähriger ohne Eltern nach Deutschland. In einem kleinen Boot mit 55 Menschen sei er mehr als 2000 Kilometer bei teils stürmischer See in einer dramatischen Odyssee über das Südchinesische Meer geflüchtet. Nach einem Piratenüberfall, bei dem die Flüchtenden ihre letzten Habseligkeiten verloren, wurden sie schließlich nach über zehntägiger Irrfahrt vom Rettungsschiff Cap Anamur vor Singapur aufgenommen. Nach sechs Monaten in einem indonesischen Flüchtlingslager gelang ihnen die Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Die Herzlichkeit, mit der er hier aufgenommen wurde, werde er nie vergessen, betonte Cong Tru Nguyen. Heute arbeite er in der Flüchtlingshilfe in Oldenburg, seit zehn Jahren sei er Diakon.
Zum Abschluss sangen alle Chöre und das Publikum gemeinsam „Adeste, fideles“ auf Latein, Englisch und Deutsch und setzten somit ein klangvolles Zeichen für internationale Verbundenheit. Mit Standing Ovations wurden die Chöre zum Abschluss für ihre Darbietungen vom Publikum gefeiert. Der Eintritt zum Konzert war frei, die Chöre baten aber um eine Spende.