Cleverns - Brass bedeutet Messing – und das funkelte und glänzte vor und unter dem Lettner der Clevernser Kirche. Doch nicht nur das Äußere der 20 Instrumente aus edlem Material beeindruckten, sondern auch Klang und Ausdruck. Fast zwei Stunden lang erfüllte die Clevernser Kirche zum Auftakt des Horn-Tuba-Workshops 2016 ein Repertoire ernster und heiterer Musik. Dafür bedankte sich Cleverns’ Pastorin Katrin Jansen und freute sich mit allen Besuchern und Teilnehmern auf das 20. Konzert 2017.

Seit Jahren gehört Musik von Alchemy zum Programm. Das Quartett bewies ihr Faible für raffinierte Klangmixturen und lustvolles Kombinieren auf Tuben und Euphonium. Danny Vinson, James Jackson, Gary Buttery und Dr. Joanna Ross Hersey spielten leidenschaftlich und schafften zusätzliche Spannung durch kontrastreiche tiefe Töne.

Die tiefen Töne von Tuben und Euphonium, jubilierende Solo-Trompeten, satte Posaunen und Horn lieferten sich einen furiosen Wettstreit, der mit Franz von Suppés „Leichte Kavallerie“ begann. Das Feuerwerk der Töne endete mit Frank Sinatras „New York New York“, aufgeführt von allen teilnehmenden Musikern.

Alexander Potiyenko, musikalischer Leiter von ArtBrass, führte die Musiker routiniert. Doch seine Moderation erreichte sprachlich und inhaltlich nicht alle Besucher.

Die Amateure von ArtBrass gehören zu den renommiertesten Blechbläserensembles im norddeutschen Raum. Die Gruppe versetzte das Publikum immer wieder in helle Begeisterung, insbesondere beim Lunes de Funes Marsh, wo Knut Jauer die obligatorische Pikkolo-Flöte spielte. Bei Andrew Lloyd Webbers Welterfolg „Jesus Christ Superstar“ brillierten Virtuosität mit musikalischem Einfühlungsvermögen im Zusammenspiel mit Alchemy.

Der 1961 in New York geborene, in Wien lebende Tubist Jon Sass, stellte sich nicht nur „als klassischer Musiker“ vor. Auf der Tuba bewies er auch mit Swing und Jazz sein Weltklasse-Können. Zusammen mit dem russischen Hornisten Arkady Shilkloper gefiel er als Micro-Brass-Band. Und Shilkloper stellte sich als grandioser Waldhorn- und AlphornVirtuose vor.

Das Konzert war ein gelungener Auftakt zum 19. Horn-Tuba-Workshop, der Musiker aus ganz Deutschland in Jever auf Einladung von Karsten Heger zusammenbrachte.

Denn auch Musiker, die schon viele Jahre in einer Blaskapelle spielen, können von Profis immer noch etwas Neues lernen: Ansatz und Atmung sind bei den Blechbläsern die kritischen Punkte, an denen in den Workshops intensiv gearbeitet wird. „Mit Weltklassedozenten üben, das macht den Reiz des Workshops in Jever aus“, sagt Karsten Heger. Seit elf Jahren lebt der frühere Bundeswehrarzt in Jever.

Die Dozenten kommen von Universitäten und Musikhochschulen im In- und Ausland. Ob Tuba, Horn, Trompete oder Posaune – anhand praktischer Übungen für Luftführung, Technik und Ansatz wird das Spiel verbessert. Übungsphasen in Kleingruppen, Einzelunterricht und Orchesterblasen boten den Teilnehmern viele Möglichkeiten zur Erweiterung ihres Könnens. „Die Teilnehmer verbessern ihr Können von Jahr zu Jahr“, stellte Prof. Eckhard Treichel von der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf fest, denn die meisten von ihnen seien Wiederholungstäter.

Auch das 19. Treffen hat Karsten Heger mit Ehefrau Margarete und den Söhnen Mirko (43), Malte (40) und Patrick (32) vorbereitet. „Wir alle sind leidenschaftliche Musiker“, sagt Malte Heger: „Sonst ließe sich dieser Workshop gar nicht ausrichten.“

Exotisch im Norden sind die Alphörner. Am Wochenende hallte der Klang des Alpeninstruments durch die BBS. Der russische Weltklassespieler Arkady Shilkloper gab einen Schnupperkurs auf Leihalphörnern und neun Männer wagten sich daran.

Heger hat auch schon die Einladung für die 20. Veranstaltung vom 17. bis 19. Februar 2017 an die Teilnehmer ausgesprochen, die wieder mit dem Eröffnungskonzert in Cleverns beginnt.