Ofenerdiek - Modezeichnerin – Das war ihr Traumberuf als junges Mädchen. Aber nicht einmal malen durfte sie zu Hause, ihr Vater verbot es. „Das ist alles brotlose Kunst“, hätte er immer gesagt. Als Marianne Linnemeyer 16 Jahre alt war, entdeckte sie auf dem Dachboden eine alte Staffelei ihres Vaters – sie fing an zu malen, versteckt auf dem Boden. Und die Bilder? Die zeigte sie niemals.
Vertieft und versunken
Das ist heute anders: Die alljährliche Kunstausstellung der Oldenburger Künstlergruppe steht bevor. Vom 25. bis zum 28. März präsentieren in diesem Jahr 19 Hobbykünstler ihre Werke, darunter auch Marianne Linnemeyer aus Osternburg. Über 1000 Besucher werden in der Oberschule Ofenerdiek erwartet (siehe Info-Kasten). In dieser Osterausstellung sind verschiedene Kunstrichtungen vertreten.
Naturmotive gehen ihr leicht von der Hand, besonders liebt sie den Strand. Aber auch Sternenbilder oder Meerjungfrauen inspirieren sie hin und wieder. Am liebsten malt Marianne Linnemeyer vor dem großen Wohnzimmerfenster, mit Blick in den Garten. „Hast du überhaupt schon etwas gegessen?“, fragt ihr Mann, wenn sie wieder stundenlang vor der Staffelei vertieft ist. „Da vergesse ich manchmal einfach alles um mich herum“, gibt sie zu.
Die Mitglieder des Vereins kommen aus den unterschiedlichsten Berufen. Was sie verbindet, ist das gemeinsame Interesse an Kunst und Gestaltung. Viele entdeckten schon im Jugendalter ihr Können und verbringen seither ihre Freizeit mit Stift und Papier. Ähnlich erging es Marianne Linnemeyer.
Ganz offensichtlich hat sie das künstlerische Händchen von ihrem Vater, der selbstständiger Bildhauer war. „Nach dem Krieg war alles zerstört, was er je geschaffen hatte“, erzählt sie. Was er als freischaffender Künstler durchmachen musste, wollte er seiner Tochter ersparen. „Dann ist man eben ins Kaufmännische gekommen“, sagt die Osternburgerin und zuckt die Schultern. Es folgte eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau, etwas Bodenständiges. Sie heiratete, bekam zwei Töchter. Das Malen geriet in Vergessenheit.
Und doch – heute hängen im ganzen Haus ihre Bilder an den Wänden. „Kein einziges lagert oder liegt in der Ecke“, betont die Rentnerin. Erst im Erwachsenenalter, nach 30 Jahren, entsann sie sich daran, was ihr einmal lieb war: Sie nahm den Pinsel wieder in die Hand. „Das hier sind meine Anfänge“, verrät sie und deutet auf einige Bilder: Grüne Wiesen, spielende Kinder, blauer Himmel. „Naive Malerei“ nennt sie das. Es folgte ein Malkurs. „Da lernten wir dann erstmal perspektivisch zu zeichnen“, erinnert sich die 69-Jährige. Endlich konnte sie ihre Kreativität ausleben.
Zeigen, was man kann
Durch die Mitgliedschaft im Verein genießt sie es, eine Möglichkeit zu haben, die Bilder auch zu veröffentlichen. Seit 2007 ist sie im Verein der Oldenburger Künstlergruppe (ehemals Oldenburger Freizeitkünstler). Allein im vergangenen Jahr entstanden sechs neue Werke, die sie jetzt in der Osterausstellung präsentieren wird. „Nach der Ausstellung müssen wir wohl wieder alles umräumen“, sagt Uwe Linnemeyer und schmunzelt. So bekommt dann am Ende wieder jedes Bild seinen eigenen Platz im Haus.