HUDE - Bei einem Rundgang über den Friedhof der Huder St.-Elisabeth-Kirche fällt dem einen oder anderen Besucher sicher ein kleines Privatgrundstück auf. Hinter zwei großen Eichen und einem Eisentor finden zahlreiche Mitglieder der Familie von Witzleben ihre letzte Ruhe. Auch ein Ehrenmal ist dort zu finden, auf dem die Namen der 16 Familienmitglieder, die im Zweiten Weltkrieg fielen, für immer festgehalten werden. Ein Name sticht besonders heraus: Erwin von Witzleben (siehe Infokasten).
Die von Witzlebens haben seit mehr als 300 Jahren ihren Stammsitz im Bereich des Klosters Hude. Es ist das einzige Gut, das noch in den Händen der Familie liegt, weiß Margaretha von Witzleben, die den 160 Hektar großen Besitz seit 1969 verwaltet. Wie ein Museum sieht das alte Haus von innen aus. Überall hängen alte Portraits auf Leinwand von Familienmitgliedern. Eine antike Standuhr eines zahlreicher Erbstücke erinnert an alte Zeiten. In diesen schwelgt auch Margaretha von Witzleben gern. Selbst kannte sie Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben, einen entfernten Verwandten und Freund ihres Vaters nicht. Aber mit der Tochter, Edelgarde Reimer, die im vergangenen Jahr ihren 100. Geburtstag feierte, stand sie im engen Kontakt. Bedauerlicherweise ist sie in der Nacht zu Mittwoch verstorben.
Eine fantastische Frau, die sehr viel Schlimmes erlebt hat, so die Wahlhuderin. Ihr Erinnerungsvermögen ist immens. Eine Erzählung ist der gebürtigen Finnin im Gedächtnis geblieben: Bei der Festnahme ihres Vaters am 21. Juli 1944 war Edelgarde Reimer anwesend. Dass sie nicht den Familiennamen trug, habe ihr damals das Leben gerettet. Ein Offizier hatte Reimer und ihre Kinder aus dem Zimmer geschoben. Er wusste, dass sie die Tochter des gesuchten Staatsfeindes war, aber verriet sie nicht. Der Name von Witzleben war lange nicht angesehen, weiß die Gutsbesitzerin.
Margaretha von Witzleben schaut gern in Geschichtsbücher und informiert sich über ihre Familie. Auch den Film Operation Walküre werde sie sich ansehen. Das Wissen geht in der heutigen Zeit viel zu schnell verloren, bedauert sie. Es ist sehr schwierig, sich in diese schreckliche Zeit hinein zu versetzen.
Besonders hütet sie ein Ehrenbuch für die gefallenen von Witzleben, natürlich im Familienbesitz und nicht im Handel erhältlich. Drei Seiten sind auch Erwin von Witzleben gewidmet, der am 8. August 1944 zum Tode verurteilt wurde. Die Strafe wurde am selben Tag vollstreckt.
Am 6. Juli 1963 versammelten sich 54 Namensträger in Hude zur Einweihung des Ehrenmals. Ich gehe oft auf den Friedhof, denn auch meine Eltern sind dort begraben, sagt Margaretha von Witzleben. Das Gut weiß sie in sicheren Händen. Zwei Töchter würden sich um den historischen Besitz kümmern, wenn es sie einmal nicht mehr gäbe.