Hude - Früher hat er Kampfmittel beseitigt – heute holt er archäologische Schätze aus den Archiven wieder an das Licht der Öffentlichkeit: Matthias Berger (51) ist als Mitarbeiter des Vereins der Freunde des Klosters Hude derzeit damit beschäftigt, eine umfassende Inventarliste zu erstellen. Exponate, Fundstücke, die bei Ausgrabungen zutage kamen, literarische Abhandlungen und vieles mehr soll sich bis Februar 2018 in dem umfangreichen Inventarverzeichnis finden.
Das ehemalige Zisterzienserkloster in Hude, das heute nur noch als Ruine erhalten ist, war im späten Mittelalter eine der bedeutendsten Klosteranlagen im Nordwesten. Es wurde im Jahr 1232 durch die Grafen von Oldenburg gegründet und mit Mönchen aus Marienthal bei Helmstedt besiedelt. Reiche Landschenkungen durch die Oldenburger Grafen, die auf der Seite des Erzbischofs Gerhard II. von Bremen am Aufstand gegen die Stedinger Bauern im Jahre 1234 beteiligt waren, ermöglichten den Mönchen ein Leben nach den Ordensregeln „ora et labora“ (bete und arbeite). Nach der Reformation kam der Verfall. 1533 wurden die letzten Mönche abgefunden. Das Bistum Münster gab das Gelände zum Abbruch frei. 1693 wurde das Klostergut an die Familie von Witzleben verkauft.
Es soll aufzeigen, was neben dem größten Exponat, der Klosterruine selbst und den umliegenden baulichen und landschaftlichen Überbleibseln, alles vorhanden ist vom Kulturerbe der Huder Zisterzienser. Alles im Zusammenhang mit dem Masterplan „Kulturhistorisches Projekt Museum Klosteranlage Hude“, den der 2. Vorsitzende der Klosterfreunde, Prof. Klaus Rademacher, erarbeitet.
Recherche macht Spaß
Was die Fundstücke betrifft, gibt es einige im kleinen Klostermuseum zu sehen. Etliches was bei Ausgrabungen zutage kam, schlummert aber auch irgendwo in Archiv-Kellern in Oldenburg.
Matthias Berger forscht danach. Das Recherchieren nach Fundstücken macht ihm großen Spaß, sagt er. Da ist zum Beispiel der Deckel eines Feldbrandofens, der bei Ausgrabungen entdeckt worden sein soll. 1232 waren die Mönche mit dem Brennen der Ziegel in Hude angefangen.
Um herauszubekommen, wo der Deckel abgeblieben ist, müssen auch schon mal acht dicke Ordner mit Jahresberichten der archäologischen Arbeitsgemeinschaft gewälzt werden.
Matthias Berger ist aber nicht nur Archivar, sondern auch Museumsführer, Hausmeister und vieles mehr. Für den Vorsitzenden der Klosterfreunde, Wolfgang Schaller, ist der neue Mitarbeiter schnell zur „guten Seele“ geworden, zum Mann für alle Fälle. „Im Museum und drumherum sieht es immer picobello aus“, so Schaller.
Mehr durch Zufall war Berger über das Jobcenter in Bookholzberg den Klosterfreunden empfohlen worden. Zunächst als Ein-Euro-Kraft im März eingestellt, hat Berger mittlerweile einen auf vorerst ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag über 32 Wochenstunden. Er ist der Mitarbeiter mit der „Personalnummer 1“ beim Verein der Freunde des Klosters. Die Stelle wird zum größten Teil aus Fördermitteln des Landes finanziert, den Rest übernehmen die Klosterfreunde.
Geöffnet ist das Huder Klostermuseum in diesem Jahr auch zum Teil an den Feiertagen. Um auch den Touristen, die die Feiertage im Oldenburger Land verbringen, etwas zu bieten, habe man sich zu den Sonderöffnungszeiten entschlossen, so Vorsitzender Schaller. Es sei ein Versuch. Man ist gespannt, wie es angenommen wird.
Heiligabend, am 2. Weihnachtstag und Silvester ist das Museum jeweils von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Matthias Berger, der in Wüsting lebt, hat aus gesundheitlichen Gründen die Arbeit bei der Kampfmittelbeseitigung aufgeben müssen und war danach arbeitslos.
Bei den Klosterfreunden hat er nun eine neue Tätigkeit gefunden, die ihm richtig Spaß macht, erzählt er. „In der Schule hatte ich in Geschichte eine Zwei“, sagt Matthias Berger.
Kenner der Geschichte
Berger hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Klostergeschichte auseinandergesetzt. Immer wieder entdeckt er Neues in den Unterlagen, was er auch gerne bei den Führungen an Besucher weitergibt.
Berger hat sich verpflichtet, eine Gästeführerausbildung auf Kosten des Vereins zu machen und dem Verein auch nach einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses weiterhin zur Verfügung zu stehen.
Die Klosterfreunde und ihr Mitarbeiter hoffen aber sehr, dass die Fördermaßnahme verlängert werden kann.