Göttingen - Karten, Würfel, Bretter: Das klassische Gesellschaftsspiel wird immer wieder neu erfunden. In Göttingen zeigen Spieleerfinder aus dem In- und Ausland ihre Kreationen. Auch für alte Menschen.

Ein Schornsteinfeger auf Stöckelschuhen. Der Maler schwingt den Teppichklopfer. Die Schneiderin hält ein Huhn in der Hand: Durch Würfeln, Tauschen oder Zuordnen – je nach Spielvariante oder Schwierigkeitsstufe – lassen sich die korrekten Berufsbilder wieder herstellen. „Berufstrubel“ nennt Tina Schuster das Spiel, das sie speziell für demente Menschen erdacht hat.

Schusters „Berufstrubel“ ist eines von mehreren Hundert neuen Gesellschaftsspielen, die am Wochenende beim 34. internationalen Spieleautoren-Treffen in Göttingen gezeigt wurden. Rund 200 Erfinder aus Deutschland und zahlreichen anderen Ländern präsentierten dabei ihre jüngsten Ideen. „Es sind vor allem klassische Brett-, Würfel- und Kartenspiele“, sagt Reinhold Wittig, der das Spieleautoren-Treffen 1982 ins Leben gerufen hat und seither jährlich organisiert.

Mehr als 10 000 Spiele wurden in den vergangenen Jahrzehnten in Göttingen gezeigt. Vor allem Kinder sind die Zielgruppe der Spieleautoren, so wie bei Thorsten Reichwein. Der 42-jährige Familienvater aus Hannover hat ein Rate- und Merkspiel „mit taktischen Elementen“ konzipiert, bei dem es um Tiere im Zoo Hannover geht.

Wie viele andere Spieleautoren hofft auch Reichwein, dass sein Spiel von Experten für gut befunden und auf den Markt gebracht wird. „Die führenden deutschen Verlage suchen hier systematisch nach Neuheiten“, sagt Reinhold Wittig. Inzwischen kommen aber auch Verlage aus dem Ausland.

Timofey Bokarev zum Beispiel sieht sich in Göttingen für seinen russischen Verlag nach Spielideen um, die zur Marktreife gebracht werden könnten. „Wir werden die Ideen dann zuerst auf dem russischen Markt testen“, sagt Bokarev.

Die Chancen, dass ein neu entwickeltes Spiel veröffentlicht wird, seien aber begrenzt, sagt Reinhold Wittig. „Jedes zehnte vielleicht.“ Einige der beim Göttinger Autorentreffen gezeigten Spiele wurden später allerdings große Erfolge, etwa „Das verrückte Labyrinth“, „Barbarossa“ oder „Adel verpflichtet“.